Rudolf Rengier, (* 1948), seit 1986 Inhaber des Lehrstuhl für Strafrecht und Nebengebiete an der Universität Konstanz, zuvor an der Ludwig-Maximilians-Universität München
1. Strafrecht Allgemeiner Teil, 2. Auflage, Beck Verlag, ISBN 978-3-406-60765-3, Preis 21,90 €
2. Strafrecht Besonderer Teil I – Vermögensdelikte, 12. Auflage, Beck Verlag, ISBN 978-3-406-61498-9, Preis 19,90 €
3. Strafrecht Besonderer Teil II – Delikte gegen die Person und die Allgemeinheit, 11. Auflage, Beck Verlag, ISBN 978-3-406-61497-2, Preis 21,90 €
Die drei Strafrechtsbücher von Rudolf Rengier, Professor für Strafrecht und Nebengebiete an der Uni Konstanz, aus der Reihe „Grundrisse des Rechts“ sind eine sehr gute Empfehlung für Examenskandidaten. Während die Strafrechtsbücher im Besonderen Teil nun bereits mehr als zehn Auflagen alt ist, ist das Buch zum Allgemeinen Teil in der zweiten Auflage erschienen. Ehrlich gesagt kannte ich diese drei Bücher bis jetzt noch nicht, doch auf Empfehlung eines Freundes hin habe ich mir diese Bücher einmal angeschaut.
1. Erscheinungsbild und Aufbau
Die Bücher erscheinen im Din-A5 Format. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass durchgängig Fallbeispiele (die meisten aus der Rechtsprechung) an den Anfang jedes Abschnittes gestellt werden, so dass man bei dem jeweiligen Themenkomplex sofort auch den Bezug zum Fall hat. Die Lösungen des Falls mit dem Schwerpunkt auf das jeweilige Problem werden später auch präsentiert. Aufbauschemata werden in Form von Kästen in den Text eingebettet. Ausgehend von den Grundlagen werden dann auch die examensrelevanten Probleme systematisch und im Detail abgearbeitet. Auf Fußnoten wird gänzlich verzichtet, dafür findet man weiterführende Verweise am Ende eines Abschnitts bzw. Kapitels.
2. Inhalt
Inhaltlich wird das gesamte examensrelevante Strafrecht im Allgemeinen und Besonderen Teil abgedeckt, wobei hier auch angemerkt werden muss, dass man mit den drei Büchern auf insgesamt mehr als 1.500 Seiten kommt. Da das Strafrecht „nur“ 1/6 der Klausuren ausmacht, muss da jeder für sich selbst entscheiden, ob man diese drei Bücher wirklich ganz durcharbeiten will oder aber nur punktuell je nach Bedarf die Bücher zur Hand nimmt.
Positiv hervorzuheben ist, dass Rechtsprechung und Schrifttum wirklich auf dem neuesten Stand sind. So findet man auch Hinweise zu ganz aktuellen Falllösungen in den Rechtsprechungszeitschriften, so dass man – bei Bedarf – auch diesen nachgehen kann. Zu den am Anfang jedes neuen Abschnitts vorangestellten Beispielsfällen lässt sich sagen, dass diese sehr bedacht ausgewählt sind und der Leser so die Möglichkeit hat, während des Lesens des „theoretischen“ Teils sich im Kopf schon vorab Gedanken über eine Lösung zu machen. Die Lösungen werden zwar nicht – wie in vielen Skripten – im Gutachtenstil dargestellt, da man vorher jedoch auch Gelegenheit hatte, das Aufbauschema zu dem jeweiligen Paragraphen oder Problemkreis kennen zu lernen, fällt es einem nicht schwer, das Problem an der richtigen Stelle für sich selbst einzuordnen. Zudem wird auch an wichtigen Stellen auf Aspekte der Fallbearbeitung eingegangen.
3. Fazit
Die drei Strafrechtsbücher von Rengier sind meiner Ansicht nach ein kleiner Geheimtip im Strafrecht. Der stringente Aufbau, die zahlreichen Schemata, die gut ausgewählten Fälle und die eingängige Sprache machen diese drei Bücher zu einem ständigen Begleiter bei der Examensvorbereitung im Strafrecht. Auch die zahlreichen Verweise zu aktuellen Falllösungen in den Rechtsprechungszeitschriften sind eine ideale Unterstützung, wenn es darum geht, für die Lerngruppe oder aber für sich selber einen Fall inkl. gutachterlicher Lösung zu einem bestimmten Problemkreis zu finden. Zusammen mit dem Studienkommentar StGB von Joecks, der in der 9. Auflage verfügbar ist und zu dem wir auch bereits eine Rezension geschrieben hatten, ist man mit diesen drei Büchern für das Strafrecht bestens ausgerüstet.
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Wir freuen uns, heute einen Gastbeitrag von Nicolas veröffentlichen zu können. Nicolas studiert momentan an der Uni Bonn und bereitet sich ohne Repetitor auf das Examen vor.
Rezension Looschelders, Schuldrecht AT
Dirk Looschelders, Schuldrecht Allgemeiner Teil, Heymanns-Verlag, 7. Auflage (August 2009), 25,90 €, ISBN-10: 3452271382
Im Rahmen meiner Examensvorbereitung ohne Repetitorium war es für mich besonders wichtig, auf die richtige Literatur zurückgreifen zu können. Gerade im Schuldrecht bietet sich dabei eine besondere Fülle an Ausbildungsliteratur, die die Materie mal in knapperer, mal in vollumfänglicher Form aufbereitet und abhandelt. Nicht zuletzt stellt das Schuldrecht aufgrund seiner Bedeutung ein absolutes Kerngebiet des Examensstoffs dar und ist deshalb immer wieder beliebter Prüfungsgegenstand. Für den Allgemeinen Teil des Schuldrechts gilt das Lehrbuch von Dirk Looschelders unter Studenten als Tip, den besonderen Anforderungen dieses Themengebietes gerecht zu werden.
1. Erscheinungsbild und Aufbau
Jeder Student der Rechtswissenschaft wird mindestens einmal in seinem Jura-Leben ein Werk der Lehrbuchreihe Academia Iuris in den Händen gehalten oder damit gearbeitet haben: Schnörkelloses, klares Auftreten, übersichtliches Schriftbild, dezenter Einsatz von „Info-Kästen“ und längere, zusammenhängende Textpassagen. Der Aufbau richtet sich im Wesentlichen systematisch nach den einzelnen „Stationen“, die ein Schuldverhältnis durchlaufen kann (Entstehung, Inhalt, Beendigung, Leistungsstörungen) und ist damit schon beim ersten Lesen des Inhaltsverzeichnisses leicht verständlich und in seiner Struktur nachvollziehbar. Überschriften, Unterüberschriften und Gliederungspunkte sind sparsam gesetzt und quälen den Leser nicht mit unnötigen Verschachtelungen, die ihn nur noch mehr über das übliche Maß hinaus verwirren würden. Auf den letzten Seiten glänzt das Werk ferner mit einem umfassenden Paragraphen-Register, einem Sachverzeichnis, sowie einem ausführlichen Entscheidungsverzeichnis. Darüber hinaus wird im Anhang auf die Fallbearbeitung im Leistungsstörungsrecht anhand kleiner Fallbeispiele mit ausformulieren Lösungsvorschlägen eingegangen. Praktisch und hilfreich!
2. Inhalt
Inhaltlich wird das gesamte examensrelevante allgemeine Schuldrecht abgedeckt. Nach Einführung in die das Schuldverhältnis an sich betreffenden Grundlagen (Begriff, Pflichten, Grenzen), wendet sich der Autor den rechtlichen Umständen zu, die ein Schuldverhältnis entstehen lassen, inhaltlich prägen oder dessen Beendigung herbeiführen. Das Recht über die Störungen im Schuldverhältnis bildet dabei – erwartungsgemäß – den größten Anteil und erfährt eine sehr detailreiche Auseinandersetzung, welches in Anbetracht der Wichtigkeit für das Examen und darüber hinaus mehr als gerechtfertigt ist.
Hierbei werden – leicht verständlich – die allgemeinen Regeln vorangestellt und die darauf aufbauenden Tatbestände sukzessive entwickelt und in Beziehung gesetzt. An solchen Stellen, wo entsprechender Erklärungsbedarf besteht, finden sich anschauliche Beispiele, die meistens Entscheidungen höchstrichterlicher Rechtsprechung nachgebildet sind und die jeweilige Problematik „auf den Punkt“ bringen. Hervorzuheben sei in diesem Zusammenhang die gute Seitengestaltung, die die jeweiligen vertiefenden Beispielfälle sofort kenntlich macht, sodass diese – für einen leichteren Einstieg oder einer schnellen Wiederholung – auch einmal „übersprungen“ werden können.
Untypisch für ein Lehrbuch und daher erwähnenswert sind die zahlreichen und als solche bezeichneten, instruktiven Hinweise zur Klausurbearbeitung: Auch hier bemüht sich der Autor um eine kontextbezogene Vermittlung des materiellen Rechts ohne sich in allzu ausufernden Erklärungen zur Gutachtenerstellung zu verlieren.
3. Sprache
Eine der große Stärken dieses Lehrbuchs ist wohl die klare und zielgerichtete Sprache, derer sich der Autor durchweg bedient. Dort, wo andere Lehrbücher und Skripten durch umständliche Formulierungen und betont komplexen Satzbau eher Stirnrunzeln erzeugen, wird hier ein Mittelweg beschritten, der sowohl fachlich angemessen, als auch inhaltlich überzeugend die verschiedenen Themenbereiche nicht nur Examenskandidaten verständlich macht. Gerade wem die in manchen Lehrmaterialien übliche direkte „Ansprache“ des Lesers in Form von wohlmeinenden „methodischen“ Hinweisen missfällt, wird den nüchternen und sachbezogenen Stil des Autors schnell zu schätzen wissen.
4. Fazit
Zusammen mit Titel „Schuldrecht Besonderer Teil“ aus derselben Lehrbuchreihe erhält der Student eine umfassende und für das erste Staatsexamen ausreichende Vorbereitung auf ein Rechtsgebiet, dessen Beherrschung wohl zu den Grundvoraussetzungen eines guten Examens zählt. Insbesondere die sehr gute sprachliche Darstellung und das übersichtliche Erscheinungsbild ermöglichen eine systematische und lernorientierte Auseinandersetzung mit allen wichtigen Themenbereichen des allgemeinen Schuldrechts. Die praxisorientierten „Tips“ gehen dabei über das Standardrepertoire eines Lehrbuchs hinaus.
Mit 25 Euro Anschaffungskosten liegt das Werk im mittleren Preisbereich, ist aber angesichts des durchweg positiven Eindrucks eine echte Kaufempfehlung.
Dieter Birk / Rainer Wernsmann, Klausurenkurs im Steuerrecht, 2. Aufl. 2009 C.F.Müller, Heidelberg, 288 Seiten, € 22,00, ISBN 978-3-8114-8105-3
Der „Klausurenkurs im Steuerrecht“ aus der Schwerpunkte Klausurenkurs-Reihe richtet sich an Jurastudenten, die sich auf die Klausur im Schwerpunktbereich Steuerrecht vorbereiten, aber auch an Studenten der Wirtschaftswissenschaft, die sich in den Steuerrechtsprüfungen auch mit dem Lösen steuerrechtlicher Fälle befassen müssen. Das Buch enthält Verweise zum von uns bereits vorgestellten Buch „Dieter Birk – Steuerrecht“, so dass man sich schnell in die die jeweiligen Themengebiete einlesen kann.
Inhalt
Nach einer Einführung in die Anforderungen an das Schreiben steuerrechtlicher Klausuren und Seminararbeiten, die meiner Meinung nach etwas zu lang geraten ist (38 Seiten), werden insgesamt 14 Originalklausuren, die in der Übung im Steuerrecht oder im Schwerpunktbereich als Abschlussklausuren gestellt worden sind und eine Originalseminararbeit dargestellt. Dabei sind die Klausuren so ausgewählt, dass zentrale Probleme aus dem Einkommensteuer -, Umsatzsteuer- und Unternehmensteuerrecht sowie dem Steuerverfahrensrecht besprochen werden.
Würdigung
Positiv hervorzuheben ist, dass die Schwerpunkte, der Schwierigkeitsgrad und die Bearbeitungszeit jedem Klausursachverhalt vorangestellt werden, so dass man die Möglichkeit hat, sich gegebenenfalls in ein Themengebiet erst noch einmal einzulesen, bevor man die Klausur löst, und durch das Erstellen einer Lösung in der vorgegebenen Zeit den Ernstfall proben kann. Vorüberlegungen und eine Lösungsskizze vor der ausformulierten Lösung wie auch die Wiederholung der klausurrelevanten Probleme und allgemeine Prüfungsschemata nach der Lösung runden das positive Gesamtbild ab.
Das Buch ist für die Vorbereitung auf die Schwerpunktklausur im Steuerrecht zu empfehlen. Da es sich um Originalklausuren handelt, kann man sich einen ersten Einblick darüber verschaffen, wie in etwa eine Schwerpunktklausur aussehen könnte. Zudem verschafft das Buch durch die Kombination von Fällen und Übersichten über die wichtigen Probleme einen sehr guten Überblick über das doch sehr umfangreiche Rechtsgebiet.