Gastbeitrag: Rezension – Joecks – Studienkommentar zum StGB
Wir freuen uns, heute einen Gastbeitrag von Nicolas veröffentlichen zu können. Nicolas studiert momentan an der Uni Bonn und bereitet sich ohne Repetitor auf das Examen vor.
Seiner (dies sei vorweg genommen) durchweg positiven Rezension kann ich mich übrigens nur anschließen. Ich habe mich selbst u.a. mit diesem Lehrbuch/Kommentar für das Examen vorbereitet und muss selbst auch sagen, dass das Werk äußerst gelungen ist.
Rezension zum Studienkommentar StGB von Wolfgang Joecks:
Wolfgang Joecks, Studienkommentar StGB, Beck Juristischer Verlag, 8. Auflage, 855 Seiten, 29,50 €, ISBN-10: 3406584799
Im Rahmen meiner Examensvorbereitung ohne Repetitorium war es für mich besonders wichtig, auf die richtige Literatur zurückgreifen zu können. Für das Strafrecht hat sich dabei der Studienkommentar StGB von Wolfgang Joecks aus dem C.H. Beck Verlag als besonders wertvoll erwiesen.
1. Erscheinungsbild und Aufbau
Vorweg: Man kann mit dem Buch arbeiten! Ein oft unterschätztes, aber aus meiner Sicht sehr wichtiges Kriterium, da das systematische „zerlesen“ eines Lehrbuchs erheblich zur Verinnerlichung des Stoffs beiträgt. Das Werk eignet sich demgemäß hervorragend für Markierungen aller Art. Da auf einen Dünndruck verzichtet wurde, kann sich der Leser mit Textmarkern, Filzstiften, Kugelschreibern, o.ä. nach Herzenslust ausleben. Die Seiten sind zudem ausreichend stabil und bieten durch einen recht großzügigen Rand genügend Platz für Anmerkungen. Layout und Schriftbild bleiben dabei immer übersichtlich und zweckmäßig.
Überschriften, (Sinn-) Abschnitte, Schlagwörter, Streitstände und Beispiele werden angemessen hervorgehoben und tragen zu der allgemeinen Lesbarkeit bei. Wie für solche Werke üblich dienen Randnummern dazu, entsprechende Verweisungen kenntlich zu machen.
Da es sich im weitesten Sinne (dazu später mehr!) um einen Kommentar handelt, orientiert sich das Werk an der Systematik des Strafgesetzbuches: Die (wirklich wichtigen) Paragraphen des StGB werden vollständig abgedruckt, die Auseinandersetzung mit einer Norm erfolgt jeweils im Anschluss. Dort, wo es sich anbietet, werden allgemeine Problemstellungen vor einen Themenkomplex gezogen, sodass unnötige Wiederholungen in den nachfolgenden Erläuterungen weitgehend vermieden werden.
Die Examensrelevanz einer Norm wird jeweils unter Angabe der zugehörigen Bundesländer kenntlich gemacht. Als Indikator dienen dabei ein oder mehrere „Sternchen“, stellenweise wird aber noch einführend zu den behandelnden Tatbeständen auf die Examens- und Klausurrelevanz der jeweiligen Problembereiche hingewiesen. Sehr Praktisch!
2. Inhalt
Die Kommentarliteratur ist dadurch geprägt, dass sie den relevanten Stoff sehr verkürzt darstellt, Erläuterungen vor allem auf die jeweilige Norm beschränkt bleiben und Zusammenhänge dementsprechend schwer erkennbar sind. Die Folge ist, dass sie sich allein zum Nachschlagen, allenfalls zur Wiederholung und/oder Vertiefung bereits gefestigten Wissens eignet. Gerade (aber nicht ausschließlich) hinsichtlich einer umfassenden Examensvorbereitung geht Wolfgang Joecks einen anderen Weg und schafft einen gesunden Mix aus Kommentar, Lehr- und Fallbuch. Insbesondere auf die Systematik des allgemeinen und besonderen Teils des StGB wird dabei ein hohes Augenmerk gelegt. Innerhalb der Besprechung eines Tatbestandes stellt der Autor neben den einzelnen Merkmalen der Norm auch direkt Bezüge zu allgemeinen Lehren (z.B. Irrtümer, Rechtfertigungsgründe) her und hebt besondere Problemstellungen hervor, sodass der Blick für das Gesamtsystem nicht verloren geht.
Als besonders gelungen erscheint mir dabei die Darstellung der im Strafrecht so wichtigen Meinungsstreitigkeiten. Ein Problem wird konsequent mittels eines hinführenden Satzes aufgeworfen; im Anschluss finden sich dann in sehr übersichtlich gehaltenen Absätzen die jeweiligen Ansichten, wenn nötig mit Bezugnahme auf auf ein vorher erläutertes Fallbeispiel. Abschließend bezieht der Autor schließlich Stellung ohne (wie es häufig andernorts praktiziert wird) dem Leser die eigene Meinung als die einzig richtige „unterzujubeln“. Dieses Vorgehen wird konsequent – auch bezüglich des Layouts – durchgehalten und schafft einen hohen Wiedererkennungswert, sodass der Stoff nicht nur ansprechend erarbeitet (z.B. durch direkte Übertragung auf Karteikarten), sondern auch sehr leicht nachgeschlagen werden kann.
Nebenbei lernt man das „juristische Handwerk“ verschiedenste Argumente gegeneinander abzuwägen. Angenehm ist auch, dass sich der Autor nicht davor scheut, allzu ausufernde Streitstände, deren Behandlung in der Klausur nur in Ansätzen gefordert werden kann, entsprechend verkürzt mit Hinweis auf eine sorgfältige Argumentation darzustellen. Dem Leser werden dabei auch klausurtaktische Hinweise gegeben, indem zum Beispiel hilfreiche Beispielobersätze gebildet werden.
Mit Blick auf die Klausuranfertigung spart der Autor nicht mit Prüfungsschemata und bringt zahlreiche Tips zu der Häufigkeit einzelner Problemkreise in Examensklausuren. Die einschlägigen Definitionen werden immer aufgeführt, umfangreiche Vertiefungshinweise am Ende jeder Norm lassen keine Wünsche offen.
3. Sprache
Nicht nur der Inhalt, sondern auch die Sprache eines Lehrbuchs oder Kommentars können entscheidend für Lesbarkeit und damit für dessen Nutzen sein, wie sicherlich der ein oder andere schon zu seinem Leidwesen feststellen durfte. Der Joecks Studienkommentar vermittelt den Stoff durchweg sehr anschaulich und prägnant, ohne auf wuchtige Beschreibungen und allzu technische Begriffe zurückgreifen zu müssen. Letztere sind sparsam eingesetzt und mit ausreichenden Erklärungen versehen.
4. Fazit
Die Kombination aus einem sehr guten Layout, inhaltlicher Vollständigkeit, sowie ansprechender Darstellung macht den Studienkommentar zu einem treuen Begleiter nicht nur während der Examenszeit, sondern auch während des ganzen Studiums. Studienanfänger erhalten ein super Hilfsmittel, sich parallel zur Vorlesung in die völlig unbekannte Thematik einzuarbeiten. Fortgeschrittenere Semester werden den Umfang und die weiterführenden Literaturhinweise schnell zu schätzen wissen.
Und bei einem moderaten Preis von knapp 30 Euro bleibt der studentische Geldbeutel vor allzu hohen Ausgaben verschont.
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