Meine 18 Punkte: Das juraexamen.info Interview mit Ralf Höcker
In der regelmäßigen Interviewserie „Meine 18 Punkte“ stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser erster Interviewpartner ist der prominente Medienanwalt Prof. Dr. Ralf Höcker. Durch seine Bücher zu weit verbreiteten Rechtsirrtümern wurde er einem großen – auch nicht-juristischen – Publikum bekannt.
1. Name:
Prof. Dr. Ralf Höcker, LL.M. (London)
2. Alter:
41
3. Studiert von bis:
1991-1995
4. Studienort:
Köln (1. Staatsexamen) und London (LL.M.)
5. Beruf:
Rechtsanwalt, Professor für Deutsches und Internationales Marken- und Medienrecht an der Cologne Business School
6. Herr Höcker, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich …
…das Fach, das ich studieren musste, um den Beruf zu ergreifen, der sich im Nachhinein als mein Traumberuf herausgestellt hat: Rechtsanwalt
7. Was hat Sie dazu bewogen, Jura zu studieren?
Zunächst ein Negativausschluss: Alles Naturwissenschaftliche und alles, was mit Mathe zu tun hat, schied von Vornherein aus. Außerdem sollte es ein Studium sein, mit dem man irgendwann einmal die Aussicht hat, einen Brotberuf zu ergreifen. Von den wenigen Optionen, die dann noch blieben, erschien mir Jura als die Geeignetste.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Als Kölner: Wat sons?
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Am interessantesten waren wohl die außeruniversitären Spezifika des Studentenlebens. Das Studium selbst hat mich ab ungefähr dem 4. oder 5. Semester sehr ermüdet. Ich wollte nur noch raus aus der Uni. Das 1. Examen war eine enorme Erleichterung.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht mehr.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Ich würde keinen Freischuss mehr machen. Ich wollte, wie gesagt, so früh wie möglich raus aus der Uni und rein ins Berufsleben. Das würde ich heute anders machen, denn vom Berufsleben hat man noch lange genug etwas. Vielen ist das nicht klar: Man kann sein Leben nicht nur vertrödeln, sondern es auch zu schnell leben.
Und mein größter Karrierefehler? Da ich niemanden verletzen möchte, kann ich diese Frage leider nicht beantworten.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Erwachsen wird man erst mit 40 oder 50. Aber die Studienjahre sind ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin: das erste Auto, die erste eigene Wohnung, erste Nebenjobs, erweiterte Möglichkeiten der Freizeitgestaltung aber auch die menschlichen Dramen, die wir alle durchleiden müssen und die uns letztlich abhärten: Krankheit, Unfall, der Tod geliebter Menschen, Beziehungskrisen, Beziehungsende, neue Beziehung und alles wieder von vorne, Fehlspekulationen an der Börse, das erste Mal vor Gericht stehen, eine kleine Firma studienbegleitend gegen die Wand fahren: Der dichte Nebel, der ahnungslose Schulabgänger umgibt, beginnt, sich angesichts solcher Erfahrungen langsam zu verziehen und man fängt an, die Dinge und das Leben klarer und mit wachsender Tiefenentspannung zu sehen.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Ich rate dazu ein gutes Rep zu besuchen.
14. Was haben Sie als erstes nach den Staatsexamina getan?
Unmittelbar nach der mündlichen Prüfung im ersten Examen habe ich auf der Straße zufällig einen Freund getroffen, der einige Tage vorher sein BWL-Studium beendet hatte. Ich bin noch im Examensanzug spontan mit ihm in ein Reisebüro gegangen (so etwas gab es damals noch) und wir haben eine Last-Minute-Reise nach Spanien gebucht, die mit Kultururlaub nur unzureichend beschrieben wäre.
15. Sie sind jetzt Rechtsanwalt. War das schon immer ihr Traumberuf?
Nein, aber jetzt ist er es!
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Vermutlich wäre ich ein unzufriedener Journalist.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Mein Examen war 1996. Ich bin zu lange draußen, um das zu beurteilen.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
…Barbour-Jacken und Perlenohrringe schon fast Fetischqualität haben. Oder trägt man diese Juristenuniformteile der frühen 90er heute nicht mehr?
Herr Höcker, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führten Tom Stiebert und Stephan Pötters. Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.
Doch, Kollege Höcker – man trägt sie immer noch; die Barbourjacken und die Perlenohrringe. Und selbstverständlich den karrierten Juristenschal 😉 Wie stand es so schön am schwarzen Brett in Bonn zu lesen? „Endlich Anerkennung im Juridicum! Verkaufe Barbourjacke für 50,00 DEM!“
cooler typ