Meine 18 Punkte: Das juraexamen.info Interview mit Alexander Bommes
In der regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser Gesprächspartner ist diesmal Alexander Bommes. Er ist das neue Gesicht in der ARD Sportschau und dürfte auch durch seine Berichterstattung von den Olympischen Spielen in London einem breiten Publikum bekannt sein. Daneben übernimmt er im nächsten Jahr die Moderation der Boxsendungen in der ARD. Vor seiner Karriere studierte er – was wohl weniger bekannt sein dürfte – Jura und legte auch das Erste Staatsexamen erfolgreich ab. Daneben spielte er auch sehr erfolgreich Handball in der Ersten und Zweiten Bundesliga und war dort sogar Torschützenkönig.
1. Name:
Alexander Bommes
2. Alter:
36 Jahre
3. Studiert von bis:
1997 – 2005
4. Studienort:
Kiel und Köln
5. Beruf:
Journalist / Moderator (ARD „Sportschau“/ ARD „Sportschau Live Boxen“/ NDR „Sportclub“/ NDR „Hamburg Journal“/ NDR „Gefragt-Gejagt“)
6. Herr Bommes, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
… nach wie vor die ideale Grundlage für meine journalistische Tätigkeit. Ich habe gelernt, einer grenzenlosen Fülle an Quellen und Informationen die wirklich wichtigen Fakten zu entnehmen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dazu war das Examen die Eintrittskarte für das Volontariat beim NDR.
7. Was hat Sie dazu bewogen, Jura zu studieren?
Die Rechtsanwalts- und Notartätigkeit meines Vaters und dadurch die frühe Begegnung mit der Materie. Ich war als Kind sehr oft in seiner Kanzlei.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Ich hatte zwei: Kiel und Köln. Köln entzieht sich meiner Beurteilung, da ich als Handballprofi nur sporadisch dort war. Kiel ist meine Heimat, ich würde wieder dort studieren, habe allerdings keine Vergleichspunkte. Denke aber, dass eine „klassische“ Unistadt in Deutschland oder im Ausland sehr reizvoll gewesen wäre.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Wer Jura studiert, lernt Selbstständigkeit auf die harte Tour. Ich glaube, dass man in den wenigsten Studiengängen so schnell „nackt in den Erbsen“ steht, wenn man nicht strukturiert vorgeht und sich durch den Paragraphen-Dschungel vorwärts kämpft. Das kann gefallen, weil es Freiraum schafft. Gleichzeitig hat aber genau diese Eigenart des Jurastudiums bei mir auch regelmäßig das Magenziehen verursacht, ich könnte den Anschluss verpassen und gnadenlos untergehen. Ich habe es gerne etwas „verschult“…
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Alle negativen, aber auch die positiven Vorurteile haben sich irgendwie bestätigt – Klischees kommen ja auch nicht von ungefähr. Und nicht alle Studierenden tragen Barbourjacke und Einstecktuch…
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Prüfungsrelevant zu lernen ist der Schlüssel, aber auch genau die Krux an der Sache – was ist denn nun relevant? Ich wünschte, ich hätte Skripten früher entdeckt und mir nicht 23 Lehrbücher gekauft – die habe ich (wenn überhaupt) erst nach dem Examen kapiert.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Dass man nur als Teamplayer Erfolg haben kann. Ich bin ein riesengroßer Verfechter des Mannschaftssport-Gedankens.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Es ist schon bezeichnend, dass viele Examenskandidaten nach jahrelangem Studium eine prüfungsorientierte Zusammenfassung des Stoffes durch Repetitoren brauchen, um endlich den Wald zwischen den ganzen Bäumen zu sehen; Stichwort „was ist relevant“. Aber das ist der klassische Konflikt von Prüfungskultur und geisteswissenschaftlicher Forschung an Lehrstühlen. Mir hat das Rep damals sehr geholfen, den roten Faden in der Vorbereitung nicht zu verlieren und dranzubleiben.
14. Was haben Sie als Erstes nach den Staatsexamina getan?
Ich habe ja nur eins. Eins, dass nach dem Schriftlichen auf der Kippe stand. Dann habe ich aber 48 Punkte im Mündlichen geholt und anschließend ähnlich viele Biere getrunken.
15. Sie sind jetzt Journalist und Moderator. War das schon immer ihr Traumberuf?
Ja, als ich merkte, dass ich weder Fußballweltmeister noch Tom Cruise in „Eine Frage der Ehre“ werden würde…
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Möglicherweise in Amerika – ich habe dort als Gast in einer Anwaltsfamilie gelebt und mein Traum war es immer, dort zu studieren. Da kam mir aber die Handball-Karriere dazwischen.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Das Jurastudium ist recht einsam und fördert lange Zeit eher die Theoretiker. Das steht meiner Meinung nach aber im Widerspruch zu den Anforderungen im beruflichen Alltag. Ich würde gute Rhetorik und die Fähigkeit, vor anderen zu sprechen und zu debattieren, mehr fördern und gute Leistungen hier examensrelevant belohnen.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
Ist das so?! Danke für das Kompliment…
Herr Bommes, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Tom Stiebert.
Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.
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