In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristinnen und Juristen und ehemaligen Jura-Studentinnen und Studenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser heutiger Gesprächspartner ist Dr. Detlef Mäder, Rechtsanwalt und Partner bei der Rechtsanwaltskanzlei Luther. Herr Dr. Mäder berät insbesondere im Wettbewerbs- und Markenrecht sowie auch in anderen Bereichen des Gewerblichen Rechtsschutzes (z.B. Designrecht, Recht gegen Produktpiraterie) und des Telekommunikationsrechts.
1. Name:
Dr. Detlef Mäder
2. Alter:
44 Jahre
3. Studiert von bis:
Sommersemester 1989 bis Wintersemester 1994
4. Studienort:
Freiburg im Breisgau
5. Beruf:
Rechtsanwalt seit Februar 1998 bei Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Köln, dort Partner seit Juli 2008.
6. Herr Mäder, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
… mitnichten so trocken, wie üblicherweise angenommen.
7. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Bereits in der Schule haben wir im Rahmen des Gemeinschaftskundeunterrichts erste rechtliche Fälle behandelt. Zudem habe ich regelmäßig die Sendung „Wie würden Sie entscheiden“ im Fernsehen gesehen. Beides weckte bei mir das Interesse an der Bewertung rechtlicher Fragen. Den entscheidenden Ausschlag hat dann der gemeinsame Besuch verschiedener Vorlesungen mit einem Freund von mir ergeben.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Freiburg im Breisgau war mein Wunschstudienort. Sowohl die Stadt als auch das nahe Miteinander und insbesondere die Umgebung empfand ich als sehr reizvoll. Ich habe meine Dissertation ebenfalls in Freiburg verfasst, mithin einen noch längeren Zeitraum dort verbracht und es nie bereut. Ich kehre bis heute gerne zurück.
Ein Wechsel des Studienorts kam für mich nicht in Frage, da im Laufe des Studiums in Baden-Württemberg – als zweites Bundesland nach Bayern – der sog. „Freischuss“ eingeführt wurde. Diesen wollte ich unbedingt wahrnehmen, sodass ich mich für einen Verbleib in Freiburg entschied.
Ich würde Freiburg unbedingt wieder wählen und würde einen solchen überschaubaren Studienort immer einer Großstadt vorziehen.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht.
Sicherlich genießt man die Freiheiten des Studentenlebens, insbesondere auch im Hinblick auf Präsenzen, Lern- und Lebensrhythmus. Andererseits kann sich dies im Zuge des Jurastudiums rächen, wo das „dicke Ende“ in Form des ersten Staatsexamens kommt.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Da im Bekanntenkreis meiner Eltern zahlreiche Juristen aufzufinden waren, sei es als Anwälte, Richter, Notare und Unternehmensjuristen, hegte ich keine Vorurteile.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Man kann jedem Jurastudenten nur raten, sich möglichst frühzeitig darum zu bemühen, echtes Verständnis für die Materie zu erlangen. Der Stoff ist so umfangreich, dass ein Auswendiglernen für das Examen ohnehin kaum weiterhilft. Vielmehr gilt es, die Systematik und Anwendung zu verstehen und sich in die entsprechenden Denkstrukturen einzufinden. Meine Empfehlung ist: Am Anfang sollte man nicht zu sehr schleifen lassen – anders als wir dies früher teilweise getan haben.
Mein Eindruck ist aber ohnehin, dass die heutigen Studenten viel weniger das lockere Studentenleben genießen, sondern viel zielstrebiger sind – manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu viel, denn schließlich gibt es die Studienzeit kein zweites Mal und das „Hamsterrad“ kommt früh genug.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Hier gibt es nicht nur eine, sondern eine Vielzahl wichtiger Erfahrungen – Aufgrund der Beteiligung noch lebender Personen gilt hier das seinerzeit vereinbarte Schweigegelübde.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Während des Studiums habe ich keinen Repetitor besucht. Zur Vorbereitung auf das erste Staatsexamen und auch kurze Zeit vor dem zweiten Staatsexamen habe ich sehr wohl auf diese Institution zurückgegriffen. Mein Eindruck ist aber auch hier, dass die Universitäten aufgrund der Verkürzung der Studiendauer verstärkt verbesserte Angebote machen. Dies ist sicherlich je nach Studienort und persönlicher Neigung zu entscheiden.
14. Was haben Sie als erstes nach den Staatsexamina getan?
Nach jedem bestandenen Staatsexamen habe ich ausgiebig gefeiert, wenngleich sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Staatsexamen die nächsten Herausforderungen schon konkret vereinbart waren und zeitnah begonnen haben. Größere Reisen oder ähnliches habe ich dann zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.
15. Sie sind jetzt Rechtsanwalt. War das schon immer ihr Traumberuf?
Ja, zu Beginn des Studiums war ich klar auf die Tätigkeit eines Rechtsanwalts konzentriert. Zwischendurch, im Rahmen meiner wissenschaftlichen Mitarbeit am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht in Freiburg, habe ich erwogen, die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Letztlich habe ich mich dann aber doch für den Anwaltsberuf entschieden und im Bereich gewerblicher Rechtsschutz mein „Traumsegment“ gefunden.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Neben der Juristerei habe ich immer ein besonderes Faible für Architektur gehabt. Wenn ich nicht Jura studiert hätte, hätte ich mich vermutlich der Architektur zugewandt und wäre heute in diesem Segment tätig.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Grundsätzlich ist die Ausbildung der Juristen in Deutschland sehr gut. Die Fülle des Stoffs und der hieran anknüpfende Schwierigkeitsgrad der Prüfungen verlangt allerdings ein hohes Maß an Lern- und Selbstdisziplin sowie das nötige „Quäntchen Glück“ in den Prüfungen. Deutschland wird sich mittelfristig die Fragen stellen müssen: Ist die derzeitige Ausbildung zum Volljuristen in allen Rechtsbereichen tatsächlich noch zeitgemäß und ist die Zweiteilung von Studium und Referendariat im europäischen Wettbewerb haltbar? Dem steht natürlich entgegen, dass deutsche Volljuristen eine hervorragende Ausbildung erfahren und umfassende Kenntnisse und Kompetenzen mitbringen.
Ein weiterer Themenkomplex wäre sicherlich die Frage der Struktur sowie personellen und sachlichen Ausstattung der Gerichte. Viele Verfahren dauern zu lange, sodass eine weitere Beschleunigung sicherlich wünschenswert wäre.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
… man die Verkehrsordnungswidrigkeiten im (nicht nur, aber auch weiblichen) Freundeskreis kompetent und direkt einer Erledigung zuführen kann.
Herr Mäder, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Die Fragen stellte Nicolas Hohn-Hein.
Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.
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In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unsere Gesprächspartnerin ist diesmal Renate Künast. Eine Vorstellung kann hier fast unterbleiben, sollte Frau Künast doch jedem als Bundesministerin a.D., Fraktionsvorsitzende der Grünen sowie als ehemalige Bundesvorsitzende der Grünen bekannt sein. Interessant ist, dass sie nach einem Studium der Sozialwissenschaft auch ein Jurastudium erfolgreich absolviert hat und zeitweise als Anwältin tätig war.
1. Name:
Renate Künast
2. Alter:
57
3. Studiert von bis:
1977-82 (1. Staatsexamen)
4. Studienort:
Freie Universität Berlin
5. Beruf:
Sozialarbeiterin, Anwältin
6. Frau Künast, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
…Weg und Mittel, um einen gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben.
7. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Meine Arbeit als Sozialarbeiterin in Tegel hat meinen Blick auf die Welt geschärft. Wir haben damals Neues probiert, im Kleinen. Es war mir aber schnell klar, dass ich doch lieber an den größeren Rädern drehen wollte. Das große Rad hat mich auch bei all den Anti-AKW-Demos beschäftigt. Da habe ich mich entschlossen Jura zu studieren.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Berlin ist und bleibt eine spannende und aufregende Stadt. Aber ein paar Auslandssemester sind auch sinnstiftend.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Besonders das Strafrecht hat mich fasziniert. Ich habe dann auch als Anwältin in diesem Bereich gearbeitet. Das Verfassungsrecht hat mich wegen der politischen Komponente gereizt. Was ist (schon) gesellschaftlicher Konsens und wird verfassungspolitischer Auftrag durch das Grundgesetz…?
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Ich hatte keine.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Man glaubt es mir nicht, aber im Grunde bin ich ein schüchterner Mensch. Zu Beginn meines Studiums habe ich eine Weile gebraucht um zu erkennen, dass, wer am meisten redet, nicht unbedingt das Klügste sagt. Heute würde ich einer Jurastudentin raten: Du hast genauso viel auf dem Kasten wie die Jungs! Misch Dich ein!
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Meine Politisierung fand relativ zeitgleich statt. Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass die Dinge eben nicht alternativlos sind. Ich bin dann nur folgerichtig der Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz beigetreten. Ein großes Thema war damals auch Atomkraft. Noch vor Tschernobyl war uns klar, dass wir für den Ausstieg kämpfen müssen. Während ich meinen großen Zivilrechtschein gemacht habe, bin ich zwischen Berlin und der freien Republik Wendland hin- und hergependelt. Eine aufregende Zeit!
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Ich habe das Examen in einer Zweiergruppe vorbereitet. 10 Monate lang, 5 Mal die Woche von 09:30 bis 19:00 Uhr. Mit langer Mittagspause und kleinem Spaziergang. So ging es gut. Frontal beim Rep hätte ich nicht ertragen.
14. Was haben Sie als Erstes nach den Staatsexamina getan?
Nach dem 1. Examen ging es in den Urlaub und das 2. Examen fand in den letzten Wochen des Berliner Wahlkampfes statt. Da ging es also gleich weiter.
15. Sie sind jetzt Politikerin. War das schon immer ihr Traumberuf?
Man kann ja nur von Dingen träumen, von denen man weiß. Als ich Kind war, habe ich von der Realschule geträumt. Und dann weiter Fachhochschule und dann Berlin. Ich habe immer geträumt – aber Träume sind mir nicht genug.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Ich bin mir sicher, dass ich trotzdem in der Politik arbeiten würde.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Wenn ich nur einen Tag Zeit hätte, würde ich eine Kommission aus allen juristischen Tätigkeiten einsetzen, die Reformvorschläge für die Juristenausbildung erarbeiten soll.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
… es einem das Wissen an die Hand gibt, die richtigen Fragen zu stellen.
Frau Künast, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Gespräch führte Tom Stiebert.
In der regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser Gesprächspartner ist diesmal Bundesligaschiedsrichter Tobias Stieler. Der gebürtige Hesse (Obertshausen) gab sein Debut in der höchsten deutschen Spielklasse zum Rückrundenauftakt der vergangenen Saison beim Spiel Hoffenheim gegen Mainz und pfeift seitdem regelmäßig Bundesliga- und DFB-Pokal-Spiele. Was viele aber nicht wissen: Tobias Stieler hat Jura studiert und ist heute nicht nur Schiedsrichter, sondern gleichzeitig auch als Rechtsanwalt im Arbeitsrecht bei Hogan Lovells tätig.
1. Name:
Tobias Stieler
2. Alter:
31
3. Studiert von bis:
2002 bis 2006
4. Studienort:
Frankfurt am Main
5. Beruf:
Rechtsanwalt bei Hogan Lovells in Hamburg
6. Herr Stieler, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
wie die Milch im Kaffee. Sehr oft sehr gerne, hin und wieder aber auch mal nicht nötig – „Balance“ ist wichtig.
7. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Ich schwankte zwischen Medizin und Jura. Leider war ich nicht wirklich gut in Chemie, dafür umso besser in Diskussionen – vorwiegend mit Lehrern- über meine Noten, so dass ich mich letztendlich doch dazu entschloss Jura zu studieren.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Ein starkes Nein, wobei es jetzt gegenüber Frankfurt ein wenig unfair ist. Zu „meiner Zeit“ herrschten keine guten Studienbedingungen, alles war veraltet, die Bibliothek sehr ungemütlich und die meisten Dozenten hielten mich eher davon ab, in die Vorlesung zu gehen. Mittlerweile hat Frankfurt einen neuen schönen Campus mit ordentlicher Ausstattung, so dass es mit Sicherheit um ein Vielfaches besser ist als „damals“.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Ich war gar kein richtiger Student – eher ein „Heim-Student“, da ich während des Studiums noch zu Hause bei meinen Eltern in der Nähe von Frankfurt wohnte. Weil es mir an der Universität überhaupt nicht gefiel (Räumlichkeiten, Dozenten etc.), war ich meist nur zu den Klausuren anwesend. Die „Vorlesungen“ arbeitete ich dann für mich selber durch. Von daher gesehen kann ich nicht wirklich auf ein erfülltes Studentenleben zurückblicken, was aber natürlich auch der Tatsache geschuldet war, dass ich am Wochenende meist auf irgendwelchen Fußballplätzen in Deutschland unterwegs war.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Die „üblichen“ Vorurteile: „trockenes Studium“, „viel auswendig lernen“, „Paragraphenreiter“ etc. Ersteres stimmt indes überhaupt nicht. Ich empfand das Jurastudium immer als sehr lebhaft und lebensnah, weil ja an tatsächlichen oder konstruierten „Fällen“ gelernt wurde. Definitionen sollte man dann doch ab und an auswendig lernen, gleichwohl man bei Jura doch das große Ganze im Blick haben muss. Und ja – leider gibt es sehr viele „Paragraphenreiter“, ich entgegne gerne mit Pragmatismus.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Der Studienort darf nicht in der Nähe des Heimatortes sein. Das war sicherlich mein „größter“ Fehler, wobei ich mich bewusst dafür entschieden habe. Der „zweite“ Fehler war, dass ich nicht die Möglichkeit genutzt habe, für eine gewisse Zeit im Ausland zu studieren.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Mir war es wichtig, nicht nur und ausschließlich Juristen als Bekannte/Freunde zu haben, weil man doch dann sehr schnell geneigt ist, nur über Jura zu sprechen. Da half mir mein damaliges „Hobby“ – die Schiedsrichterei – natürlich sehr. Unter der Woche Jura, am Wochenende „Basisarbeit“…
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Ein starkes Ja! Es geht nicht ohne. Während des Reps habe ich zum ersten Mal Jura richtig verstanden.
14. Was haben Sie als erstes nach den Staatsexamina getan?
Nach dem ersten Staatsexamen (Freischuss) habe ich mich über die Note geärgert und nach einer kurzen „schöpferischen Pause“ es noch einmal „probiert“ – zum Glück mit deutlich besserem Erfolg. Da nach dem zweiten Staatsexamen die Note „passte“, habe ich das natürlich ausgiebig gefeiert…
15. Sie sind jetzt Rechtsanwalt und Bundesligaschiedsrichter. Waren dies schon immer Ihre Traumberufe?
Rechtsanwalt war nicht immer mein Traumberuf, ich lerne ihn aber täglich mehr und mehr zu schätzen. Eigentlich wollte ich eher in den Staatsdienst, nunmehr merke ich aber, dass man als Rechtsanwalt doch ein wenig mehr „gestalten“ und deutlich flexibler sein kann – auch Dank meines Arbeitgebers, der mir ermöglicht, diesen tollen Beruf in Teilzeit ausüben zu können. Dies hat wiederum für meinen „zweiten“ Beruf – Bundesligaschiedsrichter, der in der Tat ein „Traumberuf“ ist und war – einen großen Vorteil, da ich diesen dann ebenso professionell und mit Leidenschaft ausüben kann wie den Job als Rechtsanwalt.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Im Krankenhaus – keine Angst, nicht als Patient, sondern als Arzt im Bereich Orthopädie.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
In Vorlesungen dürften maximal 30 Studenten sitzen und einen Auslandsaufenthalt von mindestens 3 Monaten – natürlich durch das Land/den Staat finanziert – würde ich zur Pflicht machen. Zudem hätte jede Universität eine sehr gut ausgestattete Bibliothek, in der es Spaß macht, zu lernen.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
man auf alles eine Antwort hat. Und wenn dies nicht der Fall ist, lernt man sehr schnell sehr erfolgreich so zu tun als ob…
Herr Stieler, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Gespräch führte Jan Winzen.
Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.
Das im geltenden Recht angelegte Verbot unentgeltlicher Rechtsberatung ist nicht zeitgemäß und steht mit dem Gedanken von bürgerschaftlichem Engagement nicht mehr im Einklang”. – Mit dieser Begründung hat jüngst der Gesetzgeber mit § 6 RDG das grundsätzliche Verbot der unentgeltlichen Rechtsberatung durch Nicht-Anwälte aufgehoben. Umso mehr überrascht es, dass es nach wie vor gelegentlich für Irritationen sorgt, wenn gerade ein Rechtsanwalt unentgeltlich – „pro bono” – seine Dienste für eine gute Sache erbringt (Bälz/Moelle/Zeidler in NJW 2008, 3383).
Die Zeit berichtet, dass nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu den Hartz-IV-Regelsätzen vom Berliner Anwaltsverein eine kostenlose Erste Hilfe für Betroffene angeboten wird. Empfänger von Arbeitslosengeld II könnten am Freitag Rat bei einer Sprechstunde bekommen.
Ich verstehe nicht ganz, warum ein solches Vorgehen – insbesondere bei den größeren Sozietäten – immer noch nicht weitgehend verbreitet ist (es muss ja keine Beratung im Sozialrecht sein – den Rechtsgebieten sind insofern keine Grenzen gesetzt).
Ich kann mir jedenfalls kaum eine bessere Werbung für Kanzleien vorstellen. Insbesondere bestünde auch die Möglichkeit, dass Jurastudenten die unentgeltliche Rechtsberatung übernehmen, jedenfalls dann, sofern sie entsprechend den Vorgaben des RDG von einem Volljuristen geschult und regelmäßig überwacht werden (vertieft zur Rechtsberatung durch Laien Wreesmann/Schmidt-Kessel, NJW 2008, 3389). Durch solche beaufsichtigten Beratungsleistungen hätten Studenten zudem eine Chance, Kanzleien außerhalb von peinlichen Workshops, Powerbreakfasts und Wine and Cheese Events kennen zu lernen (Stichwort „War on Talents“).