In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser Gesprächspartner ist diesmal Dr. h.c. Rüdiger Spormann. Der in Düsseldorf ansässige Strafverteidiger zählt zu den renommiertesten Vertretern seiner Zunft und durfte im Laufe der Jahre einige prominente Persönlichkeiten zu seinen Mandanten zählen. In seinen Büchern „Notizen eines Strafverteidigers“ und „Unterwegs als Strafverteidiger“ schildert er auf sehr unterhaltsame Weise einige Erlebnisse aus seinem Arbeitsalltag als bundesweit und international agierender Strafverteidiger. Zudem ist er Lehrbeauftragter an der Juristischen Fakultät der Universität Düsseldorf.
1. Name:
Rüdiger Spormann
2. Studiert von bis:
1968 – 1975
3. Studienort:
Bonn
4. Beruf:
Rechtsanwalt / Fachanwalt für Strafrecht, als Strafverteidiger tätig
5. Herr Spormann, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich ….
….eine Freude und eine Last, je nach Erfolg oder Misserfolg in dem bearbeiteten Mandat.
6. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Die fehlende Eignung für ein technisches oder naturwissenschaftliches Fach, außerdem die Neigung streitig zu argumentieren.
7. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Ich habe mich in dem beschaulichen Bonn sehr wohlgefühlt, aber aus heutiger Sicht ist eine wirtschaftlich pulsierende Stadt wie Düsseldorf für einen jungen Juristen sicher die bessere Wahl.
8. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Das Studium hat mir nie so recht gefallen, es war für mich ein notwendiges Übel zur Erlangung des Hochschulabschlusses. Freude kam erst später im Referendariat auf, als es um praktische Rechtsfälle und die Schicksale nicht von A, B oder C ging, sondern von real existierenden Menschen.
9. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Keine.
10. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Mein Fehler, den ich selbst erkannte, aber nicht abzustellen vermochte, lag in der Vergeudung wertvoller Lebenszeit. Es fiel mir schwer mich effizient zu organisieren.
11. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Abgesehen von abendlichen Vergnügungen fand mein „Leben neben dem Studium“ in Form selbständiger kaufmännischer Tätigkeit in der Immobilienwirtschaft statt. Die wichtigste Erfahrung war die, jederzeit auch ohne Examen Erfolg haben und Geld verdienen zu können. Das empfand ich als sehr beruhigend.
12. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Ich hatte mich damals am Tage der Immatrikulation bei einem Repetitor angemeldet, der zwei Jahre Wartezeit hatte, und stieg später auch in die laufenden Kurse ein. Mir hat das nicht viel gebracht, zumal ich wegen meines Geschäfts häufig fehlte. Am besten lernte ich anhand von Skripten, die mir eine freie Zeiteinteilung ermöglichten.
13. Was haben Sie als Erstes nach den Staatsexamina getan?
Gefeiert, und das nicht zu knapp.
14. Sie sind jetzt Strafverteidiger. War das schon immer ihr Traumberuf?
Nein, ganz und gar nicht. Dieser Berufswunsch entstand erst viel später.
15. Sie waren vor ihrer Zeit als Strafverteidiger viele Jahre als Staatsanwalt bzw. Richter tätig. Was gefällt Ihnen im Vergleich zu ihrer früheren Tätigkeit jetzt besser?
Ich habe mich zwar als Staatsanwalt und Richter im Justizdienst sehr wohl gefühlt. Am Beruf des Strafverteidigers gefallen mir aber der wesentlich intensivere unmittelbare Kontakt mit Menschen, das abwechslungsreichere Berufsleben durch häufige Reisen im In- und Ausland und das Ziel, Mandanten möglichst vor Strafe zu bewahren, statt sie bestrafen zu müssen.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Vermutlich wäre ich im Vorstand eines mittelständischen Unternehmens.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Neben meiner Anwaltstätigkeit bin ich Lehrbeauftragter an einer juristischen Fakultät und befasse mich mit den Sorgen und Nöten der Studierenden. In den letzten 40 Jahren hat sich bei der Juristenausbildung erstaunlich wenig geändert. Sie geben mir nur einen Tag, es tut mir Leid, den Auftrag muss ich ablehnen.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
… sorry, Jura macht kein bisschen sexy. Jura macht so wenig sexy wie Einlegesohlen, verbrannter Toast oder Schwarzschimmel. Vergessen Sie daher bei allem „Rechtsgedöns“ nicht das Leben!
Herr Dr. Spormann, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Zaid Mansour.
Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.