Rezension Lackmann/Wittschier, Die Klausur im Zwangsvollstreckungsrecht
Verlag Vahlen, 4. Auflage 2011, 22,90 €, ISBN: 978-3-8006-3841-3
Das Werk von Lackmann/Wittschier versteht sich als Mittel zur Vertiefung und Erarbeitung des Zwangsvollstreckungsrechts. Die Besonderheit in diesem Werk besteht zusätzlich darin, dass am Ende jedes Abschnittes eine vollumfängliche Übungsklausur mitsamt ausführlicher klausurnaher Lösungsskizze geboten wird.
1. Erscheinungsbild
Das Buch präsentiert sich in einem angenehmen Druckbild. Teilweise wird etwas mit den Fettdrucken übertrieben, aber ansonsten gibt es keine wirklichen Kritikpunkte. Sehr schön finde ich die Entscheidungsentwürfe für die Musterklausuren, die vom Aufbau so in der Klausur übernommen werden können.
2. Aufbau
Der Aufbau richtet sich im ersten Teil des Buchs (162 Seiten) nach den möglichen prozessualen Verfahren des Zwangsvollstreckungsrechts der ZPO. Hier werden die Vollstreckungserinnerung, Vollstreckungsgegenklage, Drittwiderspruchsklage, einstweilige Verfügung, Einziehungsklage und die Klauselerinnerung nach und nach besprochen und die jeweiligen Einzelprobleme angegangen. Wie bereits gesagt, befindet sich am Ende jedes Subkapitels eine Musterakte mit klausurmäßigem Entscheidungsentwurf.
Der Zweite Teil des Buchs beschäftigt sich für weitere 40 Seiten mit Standardproblemen in zivilrechtlichen Assessorklausuren.
2. Inhalt
Die Abschnitte zu den Verfahren im Zwangsvollstreckungsrecht sind umfassend und beinhalten eine Vielzahl an examensrelevanten Problemkonstellationen. Teilweise liest sich das Buch deshalb wie ein verkleinerter Kommentar. Der einzige Unterschied besteht in der aufbereiteten Struktur und darin, dass immer wieder Hinweise zum Vorgehen in einer Assessorklausur eingestreut werden.
Die Lösungsskizzen zu den Musterfällen sind allesamt sehr ausführlich. Diese Ausführlichkeit geht jedoch nicht so weit, dass die Musterlösungen klausurfern wirken. Im Gegenteil – bei Lektüre der Lösungsskizzen werden dem Leser nette Formulierungsvorschläge für bestimmte Standardkonstellationen an die Hand gegeben.
3. Sprache
Zur sprachlichen Präsentation lässt sich sagen, dass das Buch aufgrund seines Detailreichtums in den didaktischen Teilen knapp gehalten ist. Ich muss zugeben, dass ich kein großer Freund vom Zwangsvollstreckungsrecht bin und mich somit am liebsten überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigen würde – für die Leser, denen es so geht, wie mir, wären deshalb etwas breitere Ausführungen durchaus hilfreich, um einen gewissen Lesefluss aufrecht zu erhalten.
4. Fazit
Das Werk von Lackmann/Wittschier bietet nicht viel Neues und das ohnehin wenig kurzweilige Feld des Zwangsvollstreckungsrechts wird durch dessen etwas karge Präsentation nicht zwingend spannender. Was das Lehrbuch aber bietet, ist ein vollumfänglicher Überblick über ebendieses Rechtsgebiet, den man als für die Examensvorbereitung ausreichend ansehen kann.
Daneben wird das Werk durch eine Vielzahl an sehr schön aufbereiteten Klausurfällen samt Musterlösungen komplettiert. In meinen Augen ein essentieller Bestandteil, insbesondere, wenn man sich die Formalia für Beschlüsse oder Urteile im Zwangsvollstreckungsrecht einprägen möchte. Sofern man also mit der Präsentationsweise halbwegs klarkommt, würde ich den Kauf dieses Buchs empfehlen, da die Klausurfälle wirklich sehr schön sind und gut dazu dienen, das zuvor abstrakt verarbeitete Wissen nun in konkreter Anwendung zu sehen. Wer lieber ausführliche Ausführungen zum Zwangsvollstreckungsrecht generell benötigt, um sich überhaupt erst mit dem Gebiet vertraut zu machen, sollte wohl eher zu einem anderen Werk greifen.
Schlagwortarchiv für: Referendariat Literatur
Wir freuen uns, heute einen Gastbeitrag von Philipp veröffentlichen zu können. Philipp ist momentan Rechtsreferendar.
Hemmer/Wüst/Gold, Klausurtraining Zivilurteile, 13. Auflage, 04/2009
Für uns normalsterbliche und nicht mit einem „Jura-Gen“ gesegnete Referendare gilt leider, dass die Beherrschung der Theorie nicht ausreicht. Für das alles entscheidende Examen ist mindestens genauso wichtig, die wesentlichen Probleme einer Akte erkennen zu können. Und leider fängt man im Referendariat hier fast wieder bei null an. Noch einmal muss der aus zahlreichen Probeklausuren bestehende Marathon der Examensvorbereitung mit all seinen Tiefschlägen (und zum Glück auch Höhepunkten) angegangen werden. Schon deprimierend…
Der Klausurenband mit Musterurteilen aus dem zivilrechtlichen Erkenntnisverfahren von Hemmer ist ein gutes Scharnier zwischen der Bewältigung des theoretischen Stoffs und dem Einstieg in einen Klausurenkurs. Mehr will eine Sammlung von acht Akten gar nicht bieten. Jedoch ist nicht unterschätzen, dass dem frustrierten Referendar so der Übergang von den zeitintensiven und leider nicht nur hilfreichen AGs zur ernsten Examensvorbereitung mit regelmäßigen Probeklausuren einfacher gemacht wird.
Der Klausurenband orientiert sich äußerlich an vom Referendar einzuhaltenden Schemata. So kann der äußere Aufbau einer vergleichbaren Assessorklausur intuitiv erfasst werden. Vor- und nachteilig zugleich ist, dass mit Hilfe von Fußnoten auf die Besonderheiten in den einzelnen Bundesländern aufmerksam gemacht wird. Der Klausurenband ist überall nutzbar, allerdings wird er hierdurch etwas unübersichtlicher, was gerade für einen Klausurenband mit eher praktischem und nicht wissenschaftlichem Anspruch wie ich meine doch Schade ist.
Für die Musterakten folgen an einigen Stellen noch gesondert kommentierte Musterlösungen im Urteilsstil. Das hat den Vorteil, dass beim Lesen gleich der Urteilsstil verinnerlicht wird. Allerdings ist es manchmal nicht ganz einfach, die Schwerpunkte einer Akte sofort zu sehen, da der Anspruch, eine formal korrekte Lösung zu präsentieren, aus didaktischen Gründen durchgehend ohne Abstriche eingehalten wird – vgl. hierzu Fußnote 2: „… ist klarzustellen, dass wir in diesem Skript jeweils in erster Linie darauf geachtet haben, einen didaktischen Rundumschlag zu landen, und die Anforderungen an das Timing einer Klausur zurückgestellt haben; …“ Hier hilft nur die Probeklausur, wie schon vor der Ersten Juristischen Prüfung…
Inhaltlich werden unterschiedliche materiellrechtliche und prozessrechtliche Konstellationen erfasst. Der Autor war sichtlich bemüht, möglichst viele gängige Gebiete anzusprechen und keine allzu exotischen Themen zu problematisieren. Dennoch liegt es in der Natur der Sache, dass jede Akte immer ganz konkrete Fragestellungen aufwirft und nie geeignet ist, zugleich den gesamten theoretischen Hintergrund zu einem Rechtsgebiet zu verdeutlichen. Auch die an einigen Stellen vorzufindenden Kommentierungen der Musterlösung eignen sich eher zur Vertiefung, denn zur ersten Inaugenscheinnahme.
Es gibt zwei verschiedene Arten, den Klausurenband sinnvoll zu nutzen. Zum einen kann man sich recht anschaulich die gängigen Grundmuster zivilrechtlicher Assessorklausuren aus dem Erkenntnisverfahren erstmalig anschauen, um sich den neuen Schwerpunkten zu nähern. Zum anderen kann man eine Lösung anfertigen und später mit der Musterlösung abgleichen. Was sicher nicht möglich ist, ist eine systematische Aneignung des theoretischen Wissens. Aber wie gesagt, das kann und will ein solcher reiner Klausurenband ja auch gar nicht leisten.
Fazit: Eine gute Ergänzung in der Vorbereitung, auf die man sich stützen, aber natürlich nicht ausschließlich verlassen kann.