Wir freuen uns heute einen Gastbeitrag von Frank Hofmann, Repetitor in Freiburg posten zu können, in dem er einige Leseempfehlungen speziell für Jurastudierende vorstellt:
„Es müssen nicht immer nur Lehrbücher sein. Für das Wissen sind sie unabdingbar, aber wie darüber hinaus der eigene Berufsstand und die späteren Mandanten ticken, das lernt man häufig viel besser aus Belletristik und Romanen. Im Folgenden einige Lesetipps speziell für Jurastudierende:
Tom Wolfe, Fegefeuer der Eitelkeiten
New York in den Achtzigern: Sherman McCoy ist ein aufstrebender Broker, bis er eines Abends in der Bronx einen Schwarzen mit seinem Auto anfährt und Fahrerflucht begeht. Als sich der junge, ehrgeizige Staatsanwalt Kramer an seine Fersen heftet, wird der Fall rasch zum Politikum. Verfilmt mit Tom Hanks, Melanie Griffith und Bruce Willis, aber das Buch ist noch besser. Tipp: Auf Englisch lesen („The Bonfire of the Vanities“).
Burkhard Spinnen, Der schwarze Grat
Durch Zufall lernt der Autor Burkhard Spinnen auf einer Hochzeit den Unternehmer Walter Lindenmaier aus Laupheim kennen, der ihn bittet, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben. Ein packendes Porträt einer schwäbischen Unternehmerfamilie inklusive aller juristischen Auseinandersetzungen und zugleich ein hervorragender Einblick in die Gedankenwelt des Mittelstandes.
Ferdinand v. Schirach, Verbrechen
Ferdinand von Schirach ist Strafverteidiger in Berlin. In seinen Kurzgeschichten versteht er es perfekt, spektakuläre Fälle spannend zu schildern und sich dabei zugleich mit einem moralischen Urteil zurückzuhalten (und dies dem Leser zu überlassen). Dieses Buch sollte den Stempel „ab 18“ tragen, da die darin geschilderten Fälle teilweise unglaublich brutal sind.
John Grisham, Die Firma
Der junge Anwalt Mitch McDeere wird nach seinem Studium von einer Wirtschaftskanzlei aus dem amerikanischen Süden angeworben. Nur langsam findet er heraus, dass die Kanzlei tief in kriminelle Machenschaften verstrickt ist. Grisham ist selbst Jurist und kennt sich daher bestens aus in der „Denke“ amerikanischer Anwälte. Tipp: Lesen Sie auch hier das Original auf Englisch („The Firm“).
Martin Walser, Finks Krieg
In seinem Roman „Finks Krieg“, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, erzählt Martin Walser die Geschichte eines Konflikts um eine Stellenbesetzung in der Hessischen Staatskanzlei. Der Beamte Stefan Fink soll versetzt werden, wehrt sich hiergegen mit allen juristischen Mitteln und steigert sich in einen querulatorischen Wahn hinein. Obwohl Walser von Haus aus nicht Jurist ist, hat er auch den rechtlichen Hintergrund der Auseinandersetzung perfekt recherchiert.
Dietrich Schwanitz, Der Campus
Das Leben des Soziologie-Professors Hanno Hackmann gerät aus den Fugen, als er sich in eine Studentin verliebt und diese ihn einer Vergewaltigung bezichtigt. Schließlich muss sich Hackmann in einem öffentlichen Hearing den Vorwürfen stellen. Der Roman-Erstling des inzwischen verstorbenen Autors und Anglistik-Professors Dietrich Schwanitz („Bildung“) ist eine humorvolle und zugleich bitterböse Satire auf den Universitätsbetrieb.
Ingo Müller, Furchtbare Juristen
Kein Roman und auch kein einfaches Kapitel, und dennoch sollte man als Jurist über die Verwicklungen unseres Berufsstandes im Dritten Reich ein wenig Bescheid wissen. Ingo Müller hat den schockierenden Stoff gut lesbar aufgearbeitet und informiert umfassend über das Wirken von Larenz & Co. in Justiz, Anwalt- und Professorenschaft, aber auch über viele erfreuliche Fälle des Widerstandes.
Herbert Rosendorfer, Ballmanns Leiden
Ein vorsitzender Richter am Landgericht entschließt sich eines Morgens, einfach nicht mehr zum Dienst zu erscheinen. Sämtliche Versuche, ihn zur Wiederaufnahme seiner Pflichten zu bewegen, bleiben vergebens. Der Autor Herbert Rosendorfer war selbst bis zu seiner Pensionierung Richter. Seine Persiflage des Justizbetriebes übertreibt nur geringfügig.“
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