In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser heutiger Gesprächspartner ist der aktuelle Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering. Der gebürtige Westfale trat nach seinem Jurastudium den Richterdienst als Verwaltungsrichter an. Nach mehr als 20-jähriger Tätigkeit als Richter begann er seine politische Karriere in der SPD in Mecklenburg-Vorpommern. Seit nunmehr knapp fünf Jahren ist er auch Ministerpräsident dieses Bundeslandes.
1. Name:
Erwin Sellering
2. Alter:
63
3. Studiert von bis:
1970 bis ’75
4. Studienort:
Heidelberg, Bochum, Münster
5. Beruf:
Richter, Ministerpräsident
6. Herr Sellering, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
…ein gutes Handwerkszeug.
7. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Ich war überzeugt, das kommt meinen Talenten entgegen: Strukturieren und Argumentieren.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Ja, aber nicht wieder dreimal Deutschland, sondern ein Auslandssemester.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Gefallen hat mir die Denkweise und die Art des Argumentierens. Nicht gefallen hat mir das abstrakte Lernen ohne Praxisbezug.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Smart und cool – hat sich bestätigt.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Zu denken, das Examen ist weit weg, ist wohl der häufigste Fehler. Und raten würde ich jedem Erstsemester, schnell zu klären, ob eine Begabung für Jura besteht. Sonst kommt der Katzenjammer erst vor dem Examen.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Das wunderbare Heidelberger Studentenleben.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Sicherheitshalber: Ja.
14. Was haben Sie als Erstes nach den Staatsexamina getan?
Gefeiert – und dann schnell in den Richterdienst, endlich echte Fälle lösen.
15. Sie sind jetzt Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern. War das schon immer ihr Traumberuf?
Nein. Ich bin erst 1994 in die SPD eingetreten. Damals waren die Verhältnisse in Mecklenburg-Vorpommern so spannend, da wollte ich einfach mitgestalten. Dass ich einmal Ministerpräsident werde, habe ich mir aber nicht vorgestellt.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Das ist schwer zu sagen.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Die Selbstkasteiung mit den Noten, so wenig „gute“ Leistungen gibt es in keinem anderen Studium; und – ewige Forderung – mehr Praxisbezug.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
…Justitia blind ist.
Das Interview führte Tom Stiebert.
Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.
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