Rezension Holzer, Arbeitsrecht (Referendariat)
Helmut Holzer, Arbeitsrecht, Beck-Verlag, 9. Auflage 2010, 38,00 €, ISBN-10: 978-3-406-59618-6
Während des Referendariats sieht man sich in den Klausuren wie erwartet nicht nur mit prozessualen Besonderheiten konfrontiert, es gilt weiterhin das materielle Recht sicher zu beherrschen. Das Skript von Holzer versucht das Arbeitsrecht entsprechend diesen Anforderungen für das Assessorexamen aufzubereiten. Zusätzlich hält das Skript über 120 Seiten eine sehr umfassende Sammlung mit kleinen Beispielsfällen bereit.
1. Erscheinungsbild und Aufbau
Das Skript präsentiert sich in einem Din-A4 format. So passt zwar einiges an Inhalt auf eine Seite, andererseits ist das Skript angesichts seiner Dicke von 319 Seiten etwas unhandlich. Positiv hervorzuheben ist die Tatsache, dass durchgängig Beispiele und Formulierungshilfen für Anwalts- und Gerichtsklausur in Form von Kästen in den Text eingebettet werden. Ansonsten gibt es zur Optik nichts zu sagen – wichtig ist jedenfalls, dass die Optik nicht durch unsinnige Fettdrucke oder ähnliches verunstaltet wurde, so dass sich das Skript ohne größere Probleme durchlesen lässt.
Der Aufbau ist sinngemäß entsprechend den Anforderungen beim Assessorexamen so gewählt, dass zunächst die arbeitsprozessrechtlichen Besonderheiten aufgezeigt und anschließend die jeweiligen materiell-rechtlichen Konstellationen erläutert werden.
2. Inhalt
Inhaltlich wird das gesamte examensrelevante Arbeitsrecht abgedeckt. Hierzu zählen insbesondere Begründung und Inhalt des Arbeitsverhältnisses, Entgelt(fort)zahlungsansprüche, Leistungsstörungen und natürlich das Kündigungsrecht. Inhaltlich fehlt von den examensrelevanten Themen nichts. Die Stellen, die weniger examensrelevant sind, wurden nur äußerst kurz angeschnitten, sofern es im Kontext passt (etwa Massenentlassungen). Hierzu gilt es zu sagen, dass alle Themenbereiche prägnant beschrieben werden, wobei an geeigneter Stelle Besonderheiten für die Anwalts- oder Gerichtsklausur einfließen. Formulierungsbeispiele sind wie gesagt oftmals in den Text eingegliedert. Zu den Formulierungsbeispielen lässt sich sagen, dass bei den verschiedenen Tenorierungen meist direkt alle möglichen Konstellationen dargelegt werden. Solch längere Beispielpassagen stören den Lesefluss zwar etwas, andererseits sind die Beispiele dafür umfassender.
Sehr schön finde ich, dass die aktuelle Rechtsprechung (soweit mir bekannt) umfassend in dem Werk eingearbeitet ist. So findet sich eine aktuelle Entscheidung zur richtlinienkonformen Rechtsfortbildung des BAG genauso wie die Klassiker zum Widerruf von Arbeitsverträgen.
Zu den Beispielsfällen lässt sich sagen, dass diese äußerst gut gelungen sind. Der Vorteil besteht hierbei nämlich im Vergleich zu anderen Werken darin, dass die Lösungsvorschläge in Urteils- und Gutachtenform wirklich genau so ausformuliert sind, wie man es in einer Klausur erwarten könnte. Es handelt sich also nicht wie es sonst oftmals der Fall ist, um künstlich verwissenschaftlichte bzw. zu kurze Lösungsskizzen.
3. Sprache
Zur sprachlichen Präsentation lässt sich sagen, dass das Skript sehr knapp gehalten ist. Wissenschaftliche Auseinandersetzungen werden kurz gehalten bzw. es wird mit einem schlagenden Argument auf die herrschende Rechtsprechung verwiesen. Dieser Ansatz geht natürlich fehl, soweit es darum geht, das Arbeitsrecht erstmals kennen zu lernen. Für den Referendar, der die groben Kenntnisse noch halbwegs im Hinterkopf hat, ist diese Präsentationsweise jedoch folgerichtig. Ansonsten ließe sich der Stoff samt Formulierungsbeispielen und prozessrechtlicher Verknüpfung nicht auf knapp 200 Seiten darstellen.
4. Fazit
Das Arbeitsrechtsskript von Holzer ist ein wirklich gelungener Leitfaden, um in kurzer Zeit die prozessualen und materiellrechtlichen Problemstellungen des Arbeitsrechts speziell für das Assessorexamen zu wiederholen bzw. zu vertiefen. Die Übungsfälle sind sehr schön präsentiert, wobei es sich wohl empfiehlt, nicht alle Fälle auf einmal in Lektürenform zu konsumieren, sondern man kann ab und an einen der Fälle kurz selbst durchlösen und sich dann die Skizze anschauen. Einzig der Preis von 38 Euro ist m.E. für ein Werk, das gerade mal 320 Seiten an Inhalt bietet etwas sehr teuer, so dass u.U. ein bis zwei Tage mit dem Holzer im juristischen Seminar für den Anfang auch reichen.
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