Umberto Eco – Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit (Doktorarbeit) schreibt
Da ich momentan selbst promoviere, dachte ich, es kann doch sicherlich nicht schaden, mir ein Werk zu Gemüte zu führen, in dem es um genau dieses Thema geht. Das Buch richtet sich nicht explizit an Doktoranden, Diplomanden oder sonstiges, sondern soll für jede Art von Abschlussarbeit als Ratgeber heranziehbar sein.
Aufbau
Das Buch gliedert sich in die folgenden Oberthemen:
- Was ist eine wissenschaftliche Abschlussarbeit und wozu dient sie?
- Die Wahl des Themas
- Die Materialsuche
- Der Arbeitsplan
- Das Schreiben
- Die Schlussredaktion
An sich ein logischer Aufbau, wo rein formal erstmal kein Wunsch offen bleibt.
Zum Inhalt
Das Buch ist von einem italienischen Autor – Umberto Eco – geschrieben, weswegen es sich in seiner Originalfassung auch hauptsächlich an italienische Studenten richtet, die eine sog. „Tesi di Laurea“ zum Abschluss ihres Studiums schreiben müssen (ein solches Werk umfasst zwischen 100 und 400 Seiten und die Anfertigung dauert zwischen 6 Monaten und 3 Jahren). Im Ergebnis kann man sagen, dass eine Übertragbarkeit der Ratschläge für eine rechtswissenschaftliche Dissertation außer Frage steht. Während dem Lesen stört es trotz allem, dass stets die italienische Abschlussarbeit im Vordergrund steht und nicht unsere Doktorarbeit – dies merkt man insbesondere bei dem Abschnitt zum Thema Literaturrecherche.
Problematisch ist aber meines Erachtens nach, dass die Tips, die Eco gibt, nicht besonders hilfreicht sind. Es handelt sich eher um nettgemeinte Ratschläge, auf die man aber im Zweifel selbst gekommen wäre. Die Motivationstips für die Zeit während des Schreibens vermögen jedoch zu überzeugen.
Braucht man sowas?
„Diese Anleitung für die Planung, Gliederung und Niederschrift wissenschaftlicher Arbeiten von Umberto Eco, Professor an der Universität Bologna und Autor des Buches „Der Name der Rose“, ist ebenso gründlich wie virtuos.“ Eine solch überschwängliche Kritik, wie sie teilweise im Internet zu finden ist, mag ich nicht unbedingt teilen – dennoch gebe ich zu, dass das Buch für bestimmte Doktoranden in Betracht kommen könnte.
Alles in allem ist es eine Typfrage, ob man mit diesem Buch etwas anfangen kann oder nicht. Die deutsche Übersetzung ist jedenfalls gut gelungen und das Buch ließt sich zudem sehr angenehm, wobei man stets vom Autor adressiert wird, was zusätzlich Motivation beim Lesen erzeugt. Ob die Tips einem weiterhelfen weiß man wohl erst, wenn man das Buch gelesen hat. Für mich persönlich war es jedenfalls keine große Hilfe – je nach Motivationslage kann dieses Buch aber evtl. doch über das eine oder andere Tief hinweghelfen.