In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser Gesprächspartner ist diesmal Prof. Dr. Constanze Janda. Nach ihrem Studium von 1994-2000 an der Universität Jena habilitierte sie sich 2012 zum Thema „Migranten im Sozialstaat“ und ist nun Professorin an der SRH Hochschule Heidelberg. Zudem schafft sie es auch Ihren Beruf als Professorin und ihre „Beschäftigung“ als Mutter zu vereinen.
1. Name:
Constanze Janda
2. Alter:
38
3. Studiert von bis:
1994-2000
4. Studienort:
Jena
5. Beruf:
Professorin für Deutsches und Europäisches Arbeitsrecht, Sozialrecht und allgemeines Zivilrecht an der SRH Hochschule Heidelberg
6. Frau Janda, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
…eine spannendes, abwechslungsreiches Fach, das – entgegen allen Vorurteilen – sehr viel Kreativität ermöglicht und abverlangt.
7. Was hat Sie dazu bewogen, Jura zu studieren?
Auch wenn es pathetisch klingt: Gerechtigkeit! Ich fand die Aussicht spannend, Konflikte beilegen oder zumindest dazu beitragen zu können – im Großen wie im Kleinen.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Auf jeden Fall! Jena ist zum Studieren genau richtig: weder zu groß, noch zu klein, sehr schön gelegen und mit vielen Möglichkeiten, das Leben außerhalb der Uni zu genießen.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Besonders geschätzt habe ich die großen Freiräume, die man damals im Studium noch hatte. Diese Eigenverantwortung kann natürlich auch eine Belastung sein, aber mit der richtigen Begeisterung für das Fach wird man dieser sehr gut gerecht. Damit ergibt sich auch die Gelegenheit, dem größten Manko: überfüllten Veranstaltungen zu entgehen und sich teilweise aufs Selbststudium zu verlegen, um nicht zwischen 500 anderen Studenten im Hörsaal sitzen zu müssen.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Ich habe mir eigentlich noch nie besonders viele Gedanken über Vorurteile gemacht…
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Da sich die Rahmenbedingungen des Studiums inzwischen doch stark geändert haben und die Studierenden von Anfang an mehr gefordert werden, würde ich dazu raten, bei allem Stress auch den nötigen Ausgleich nicht zu vergessen. Ansonsten empfehle ich das richtige Maß an Gelassenheit und Durchhaltevermögen zugleich: Auch wenn im 1. Semester der Stoff und die Arbeitstechniken noch undurchsichtig und verwirrend scheinen: irgendwann werden sich die Einzelteile zu einem großen Mosaik zusammenfügen. Sehr hilfreich ist es, wenn man sich von Anfang an mit ein paar Kommilitonen zum Lernen zusammentut, denn so merkt man am besten, ob man etwas verstanden hat oder nicht.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Das liegt wohl an der Lebensphase, in der man typischerweise studiert: man wird erwachsen und kann, darf und muss mehr Verantwortung für sein Leben übernehmen.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Ich bin ohne Rep ausgekommen. Wir haben uns zu dritt über ca. ein Jahr in einer Lerngruppe auf das Examen vorbereitet. Bei drei Treffen pro Woche haben wir gemeinsam Fälle gelöst und die Themen besprochen, die sich nach dem Alleinlernen noch als problematisch erwiesen haben. Und: es hat sich gelohnt!
14. Was haben Sie als erstes nach den Staatsexamina getan?
Natürlich habe ich gefeiert und mich anschließend im Urlaub erholt.
15. Sie sind jetzt Professorin. War das schon immer ihr Traumberuf?
Zu Beginn des Studiums wollte ich noch Anwältin werden. Dieser Wunsch ist schon vor dem 1. Staatsexamen, definitiv aber während des Referendariats verblasst, da ich gemerkt habe, dass meine Passion in der Wissenschaft liegt und dass ich diese gern auch mit Studierenden teile. In die Lehre konnte ich schon in meiner Zeit als Doktorandin hineinschnuppern. Dass sich nach dem 2. Staatexamen die Gelegenheit zur Habilitation geboten hat, war für mich die große Chance auf dem Weg zum Traumberuf.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Mein Studienwunsch stand eigentlich schon sehr früh fest – wer weiß, was aus mir geworden wäre…
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Ich würde im Großen und Ganzen nichts ändern. Die Ausbildung in den Grundlagenfächern wie Rechtsgeschichte, Rechtssoziologie und Philosophie halte ich für unverzichtbar, ebenso wie die Spezialisierung im Schwerpunktstudium. Allenfalls würde ich anregen, die Lehre zu verbessern und die Relation von Studierenden zu Professoren optimieren.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz:
Jura macht sexy, weil…vielleicht nicht unbedingt sexy, aber auf jeden Fall macht Jura Spaß, weil es ein so vielfältiges Fach ist.
Frau Janda, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Maria Dimartino.
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