Rezension: Englische Rechtssprache
Wir freuen uns, heute ein Gastrezension von Sabine Kantemir veröffentlichen zu dürfen. Rezensionsgegenstand: Karin Linhart: Englische Rechtssprache – Ein Studien- und Arbeitsbuch, C.H.Beck Helbing Lichtenhain, 2. Auflage 2012, 257 Seiten, ISBN 978-3-406-62635-7. Vielen Dank an die Rezensentin!
Das vorliegende Werk „Englische Rechtssprache – Ein Studien- und Arbeitsbuch“ von Dr. Karin Lindhart richtet sich vor allem an Studierende der Rechtswissenschaften. Es profitieren jedoch auch Wirtschafts- und Politikwissenschaftsstudierende, Praktiker und Referendare mit Wahlstation im Ausland.
Das Buch ist übersichtlich in elf Themen gegliedert. Diese fasst die Autorin in drei Abschnitten zusammen, an deren Ende den Leser je ein »Abschnittstest« erwartet. Inhaltlich finden sich dort zum Beispiel Übungen zum Übersetzen von deutschen Texten ins Englische und umgekehrt. Die Themen sind in einzelne Einheiten unterteilt, die folgende Komponenten enthalten: Sie beginnen mit einem englischen Text zum jeweiligen Thema, gefolgt von einer Vokabelliste. Danach werden besondere Begriffe und Textabschnitte auf Deutsch erläutert und im Anschluss folgt eine Lernkontrolle in Form einer Vokabelabfrage.
Besonders motivierend sind die unmittelbaren Erfolgserlebnisse: Da die Bearbeitung je Einheit nur ungefähr 15 bis 30 Minuten in Anspruch nimmt, ermöglicht das eine komfortable Einteilung der Arbeit in einzelne Lernschritte.
Wird das Buch kontinuierlich durchgearbeitet, erhält man so einen sehr guten Übungs- und Wiederholungseffekt sowie die Möglichkeit zur Selbstkontrolle. In den Lernkontrollen, Abschnittstests und auch in der 120-minütigen Abschlussklausur (Lösungen hinten im Buch) wird der Charakter eines Arbeitsbuches deutlich, da man die Antworten direkt dort eintragen soll. Jedoch empfiehlt es sich gegebenenfalls diese vorher zu kopieren, damit man das Buch zum wiederholten Üben verwenden kann. Dem kommt auch das handliche A4-Format mit Rand für Notzien sehr entgegen.
Die ersten Sätze der jeweiligen Texte regen durch ihre Formulierung die Neugier des Lesers an und werfen Fragen auf, die im Anschluss beantwortet werden – was stets ein Hinweis auf ein gut durchdachtes Lehrbuch ist. Es finden sich immer wieder hilfreiche Übersichten und Tabellen zur Verdeutlichung des Inhaltes. Dadurch, dass die einzelnen Texte der Einheiten recht kurz gehalten sind (drei Viertel bis eine Seite), wird der Leser auch nicht sofort von Informationen erschlagen, was dem einen oder anderen Studierenden rechtswissenschaftlicher Literatur wohl bekannt sein dürfte. Stattdessen spornt die Kürze zum Bearbeiten des nächsten Abschnittes an. Meines Erachtens ist dieses Lehrbuch durch die knappen und prägnanten Sätze auch für Benutzer geeignet, die sprachlich noch nicht sehr fortgeschritten sind.
Ebenfalls positiv fällt nach dem Lesen der ersten Einheiten dem potentiell eher weniger gut betuchten Studierenden auf: man braucht nicht zwangsläufig ein Wörterbuch, denn alle relevanten Vokabeln finden sich noch einmal am Ende des Buches zum Nachschlagen. Dort gibt es zudem noch Hinweise zu Websites, welche beim Übersetzen hilfreich sein können (wobei ich die Empfehlung von „linguee.de“ vermisst habe) sowie zu Erfahrungsberichten und Rechtsquellen aus unterschiedlichen Staaten.
Inhaltlich gibt es zunächst einen Überblick über die Rechtssysteme des ‚Common Law‘ und ‚Civil Law‘ und die einzelnen Rechtsbereiche, die im Folgenden etwas detaillierter, insbesondere im Vergleich USA/Vereinigtes Königreich/Deutschland, dargestellt werden. Es werden jedoch auch andere Staaten und deren Rechtssysteme im Kontrast dazu genannt. Das Buch gibt einem so etwa einen Überblick über die Bereiche „Criminal Law“ und „Contract Law“, gleichzeitig werden aber auch Eindrücke aus dem Arbeitsalltag von Juristen und dem Ablauf einer Gerichtsverhandlung, in den USA und dem Vereinigten Königreich, vermittelt. Ansprechend ist auch der kleine Ausflug in die „Bürosprache“.
Der Bereich des „European Union Law“ und „UN-Sales-Law“ hätte differenzierter ausfallen können: Beschränkt sich der Inhalt hier leider überwiegend auf den Abdruck einschlägiger Normen, deren Lektüre in englischer Sprache im krassen Kontrast zu den übrigen, sonst flüssigen Texten steht. Hier wären ebenfalls ein Beispieltext und mehr Erläuterungen wie in den anderen Abschnitten wünschenswert gewesen. Schließlich handelt es sich jedoch vorwiegend um ein Buch zur Vermittlung der Fachsprache, nicht um Literatur der Rechtsvergleichung.
Besonders ansprechend und wertvoll sind die Erläuterungen der Fachterminologie (beispielsweise ‚consideration‘), Übersetzungstipps und immer wieder Hinweise auf häufige Übersetzungsfehler in den einzelnen Einheiten, aber auch in einem dies betreffenden Exkurs am Ende des Buches. Außerdem werden die wichtigsten Abkürzungen, Schreib- und Zitierweisen für Gesetze erläutert und konsequent darauf hingewiesen, dass stets der Rechtskreis zu beachten ist, auf den sich die Übersetzung bezieht.
Alles in allem für mich ein sehr ansprechendes Buch, das zwar mit seinem Preis von 25,90 € für viele Studierende in Relation zu seinem Umfang nicht unbedingt zu den günstigsten gehört, aber hält, was es verspricht: Vermittlung von Handwerkszeug für den Umgang mit englischen Rechtsbegriffen und einen Einstieg in die „zunehmend internationale und globalisierte juristische Arbeitswelt“ (s. Rückseite). Hätte ich es eher in die Hände bekommen, wäre mir vermutlich so manch längere Recherche erspart geblieben und vieles klarer gewesen.
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