Meine 18 Punkte: Das Juraexamen.info Interview mit Thomas Kutschaty, MdL
In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser Gesprächspartner ist diesmal Thomas Kutschaty. Für diejenigen, die ihn noch nicht kennen, er ist derzeit Justizminister des Landes NRW und Landtagsabgeordneter der SPD. Daneben war er bis zu seinem Amtsantritt am 15. Juli 2010 als Rechtsanwalt in Essen tätig.
1. Name: Thomas Kutschaty
2. Studiert von bis:
1989-1994
3. Studienort:
Ruhr-Universität Bochum
4. Beruf:
Justizminister und Mitglied des Landtags
5. Herr Kutschaty, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich …
…mehr eine Berufung als ein Beruf.
6. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Ich wollte immer Anwalt werden und Menschen zu ihrem Recht verhelfen. Auf diese Idee hat mich ehrlich gesagt die TV-Serie „Liebling Kreuzberg“ gebracht. Die Realität sah später anders aus als bei Manfred Krug im Fernsehen. Doch bin ich auch heute noch, über zwanzig Jahre nach meinem Entschluss Jura zu studieren, der Auffassung, dass das Rechtssystem den Menschen wirklich helfen kann.
7. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Jederzeit! Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets und stolz darauf!
8. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Die Höhrsäle waren auch schon zu meiner Zeit sehr voll. Das hat mich nie gestört. Doch war ich regelrecht begeistert, wenn einzelne Dozenten es geschafft haben, ein so großes Auditorium in ihren Bann zu ziehen. Im Gegenzug war ich immer ärgerlich, wenn der Dozent sich bewusst nicht um sein Auditorium gekümmert hat.
9. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Jura wäre trocken und Juristen wären langweilig. Beides hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.
10. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Ich dachte, dass ich im Ruhrgebiet als Student auf jeden Fall ein Auto bräuchte. Ich kann heute nur jedem empfehlen, mit dem kostenlosen Semesterticket den hohen Sprit- und Versicherungskosten davonzufahren.
11. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Auch Studierende können und sollen sich neben ihrem Studium gesellschaftlich engagieren. Ich habe selbst neben dem Studium Kommunalpolitik gemacht. Das war mitunter anstrengend, eine Klausur nach einer Spätschicht der Bezirksvertretung zu schreiben. Doch genau das bereitet einen auf das spätere Berufsleben vor. Denn dort hat man längst nicht die Zeit, einzelne Termine über Tage vorzubereiten.
12. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Das Repetitorium hat mir sehr bei der Vorbereitung für das 1. Examen geholfen.
13. Was haben Sie als Erstes nach den Staatsexamina getan?
Ich habe ausgiebig gefeiert.
14. Sie sind jetzt Justizminister des Landes NRW. War das schon immer ihr Traumberuf?
Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals Justizminister werde. Das war eine tolle Chance, für die ich jeden Tag dankbar bin. Planen kann man eine solche Entwicklung nicht.
15. Sie waren vor ihrem Amtsantritt viele Jahre als selbständiger Rechtsanwalt tätig. Was gefällt Ihnen im Vergleich zu ihrer früheren Tätigkeit jetzt besser?
Der politische Gestaltungsspielraum, den mir die Arbeit als Minister eröffnet, macht viel Spaß! Als Rechtsanwalt können Sie nur einzelnen Menschen helfen, als Minister einer Vielzahl von Menschen.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Ich wollte lange Zeit Architekt werden.
17. Normalerweise fragen wir unsere Gäste an dieser Stelle, was sie an der Juristenausbildung ändern würden, wenn sie für einen Tag Justizminister wären. Bei Ihnen müssen wir die Frage natürlich etwas modifizieren: Ist die deutsche Juristenausbildung reformbedürftig? Und wenn ja, in welcher Hinsicht?
Wir werden international um unsere Juristenausbildung beneidet. Daher sollten wir uns bei jedem Reformvorhaben fragen, ob wir damit nur reformieren oder das Studium tatsächlich besser machen. Reformen um der Reformen Willen lehne ich ab!
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
Gerechtigkeit unglaublich schön ist!
Herr Kutschaty, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Die Fragen stellte Zaid Mansour
Als Student der Ruhr-Uni kann ich im Gegensatz zur oben erfolgten Eigenwerbung jedem nur zu einem Auto raten. Die Verkehrsverbindungen des Ruhrgebiets sind das Allerletzte und die Uni zum Pendeln trotz ihres Rufs absolut ungeeignet. Mal ganz davon abgesehen, dass das Semesterticket nicht kostenlos ist sondern über den merklich angestiegenen Sozialbeitrag finanziert wird. Gleiches gilt für das NRW-Ticket. Klüger ist folglich, wer seinen Wohnort an die Uni verlegt und stattdessen zu seinen Freunden und der Familie pendelt. Das spart an der richtigen Stelle die benötigte Kraft und ist eine Weisheit, die für das ganze Berufsleben gilt. LG
Ein Interview mit dem Justizminister und da steht tatsächlich:
Die Höhrsäle waren auch schon zu meiner Zeit sehr voll.
Das ist ein bißchen peinlich und ich bin froh, dass man nicht sehen konnte, wie ich beim Lesen rot angelaufen bin.