Meine 18 Punkte: Das juraexamen.info Interview mit Sabine Tofahrn
In unserer regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unsere Interviewpartnerin ist diesmal Sabine Tofahrn, die als selbständige Repetitorin und Gründerin der JuriQ GmbH in Köln Studenten in der Examensvorbereitung das Strafrecht vermittelt. Schon während ihrer zehnjährigen Anwaltstätigkeit arbeitete sie nebenher für ein Repetitorium, bis sie sich entschloss, sich selbständig und ihre Nebentätigkeit zu ihrem Hauptberuf zu machen: So entstand 2005 JuriQ, das mittlerweile Standorte in Köln und Düsseldorf hat und bundesweit Kurse mit dem Online Repetitorium JURACADEMY anbietet.
1. Name:
Sabine Tofahrn
2. Alter:
Was für eine uncharmante Frage, aber wenn es denn sein muss: 47 Jahre.
3. Studiert von bis:
1985 bis 1992, zunächst Literatur- und Theaterwissenschaften, dann gewechselt zu Jura
4. Studienort:
München, Marburg, Köln
5. Beruf:
Rechtsanwältin und selbstständige Repetitorin
6. Frau Tofahrn, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
manchmal eine Herausforderung, gelegentlich eine Last (wenn ich auf privaten Veranstaltungen die abgelegensten Rechtsfragen beantworten soll, weil ich ja Jura studiert habe……– dann frage ich mich, ob ich nicht besser bei Literaturwissenschaften geblieben wäre), aber fast immer ein großer Spaß!
7. Was hat Sie dazu bewogen Jura zu studieren?
Angefangen habe ich ja mit Literatur- und Theaterwissenschaften. Nachdem unter meinen Klausuren immer „Stilistisch hervorragend aber viel zu knapp“ stand, war mir klar, dass ich mir ein anderes Studienfach suchen muss. Da der damalige Berufswunsch „Journalistin“ war, glaubte ich, dass ich mit Jura in diesem Bereich erfolgreich sein könnte. Ich habe mich dann in München probehalber in eine arbeitsrechtliche Vorlesung gesetzt und war begeistert. Die Begeisterung für das Arbeitsrecht hat sich dann später gelegt, trotzdem war es die richtige Entscheidung.
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Damals konnte man sich die Studienorte nicht aussuchen, sie wurden einem in einem mehr als rätselhaften Verfahren durch die ZVS zugeteilt. In meinem Fall kam Marburg dabei heraus! Nach München zunächst ein Schock, im Nachhinein aber ein Segen und ich kann eigentlich nur jedem empfehlen, eine kleinere Uni für den Start auszusuchen. Wir haben mit 200 Studierenden begonnen, nach einem Semester war es dann nur noch die Hälfte. Das hatte den Vorteil, dass an der Uni die Studienbedingungen und ansonsten die Partybedingungen ausgezeichnet waren.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Als ich anfing zu studieren war von Freischuss noch keine Rede und die Regelstudiendauer lag bei 11 Semestern. Das alles hatte den Vorteil, dass man während des Studiums große Freiheiten hatte und auch mal rechts und links über den Tellerrand schauen konnte. Bedauerlicherweise scheint das heute nicht mehr in dem Maße möglich zu sein. Weniger gefallen hat mir dann natürlich die Examensvorbereitungszeit. Großen Spaß hatte ich wieder in der Referendarzeit, weil ich nun erfuhr, wofür ich das alles gelernt hatte.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Da ich aus einer Juristenfamilie komme – jede Menge! Die sind aber nicht alle zitierfähig, weswegen ich mich an dieser Stelle mal höflich zurückhalten werde.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Weder Studium noch Karriere verliefen stringent, da ich sowohl das Studienfach als auch den beruflichen Schwerpunkt gewechselt habe. Dies ist aber auf keinen Fall ein Fehler. Wichtig ist immer, dass man sich selber treu bleibt und seinen wirklichen Neigungen folgt.
Als Repetitorin sehe ich immer wieder Studierende, bei denen ich das Gefühl habe, das Jura das falsche Fach für sie ist – nicht weil sie zu dumm sind, sondern weil die Neigungen andere sind. Bei der Vielfalt der heutigen Möglichkeiten sollte man aber auf keinen Fall bei einer einmal getroffenen Entscheidung bleiben. Da Jura ein klassisches Studium ist, welches gewählt wird, weil einem sonst nichts Besseres einfällt oder weil man meint, man könne später damit beruflich alles machen, möchte ich Erstsemestern vor allem raten, am Anfang so viel Vorlesungen und AG`s mitzunehmen wie möglich und sich dann ehrlich zu fragen, ob einem dieses Fach liegt. Auch mit Literaturwissenschaft kann man später Vorstandsvorsitzender werden, es muss also nicht immer Jura sein.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Wer würde jetzt nicht gerne sagen wollen: Sex, Drugs and Rock`n Roll. Tatsächlich ist es aber die Erfahrung, dass ich auch heute noch immer wieder mit Erstaunen feststelle, welche neuen Möglichkeiten es in jeder Lebensphase gibt.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Was soll eine Repetitorin auf diese Frage antworten?
14. Was haben Sie als Erstes nach den Staatsexamina getan?
Da ich dringend diesen grauen Examensteint loswerden und mich vor allem für die Mühen belohnen musste, bin ich verreist. Nach dem ersten Staatsexamen in die Karibik, nach dem zweiten nach Südafrika.
15. Sie sind jetzt Repetitorin. War das schon immer ihr Traumberuf?
Während des Studiums habe ich an diese Art der Tätigkeit überhaupt nicht gedacht, schließlich wollte ich ja Journalistin werden. In der Referendarzeit gefiel mir dann wider Erwarten der Anwaltsberuf sehr gut, weswegen ich nach meinem 2. StEx in diesem Bereich anfing. Von Anfang an habe ich jedoch nebenher bei einem Repetitorium Strafrecht unterrichtet. Nach 10 jähriger Anwaltstätigkeit hatte ich dann Lust auf etwas Neues und habe mein eigenes Unternehmen gegründet. Da die Tätigkeit als Autorin, Dozentin und Unternehmerin sehr abwechslungsreich ist, ist das momentan mein Traumberuf – aber wer weiß, was noch kommt.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Ehrlich gesagt: keine Ahnung, da ich das was ich heute tue mit ganzer Leidenschaft mache….Vielleicht Yoga-Guru in Indien?
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich damit jetzt unbeliebt machen werde: Ich würde bundeseinheitlich eine Zwischenprüfung einführen, ähnlich wie in der medizinischen Ausbildung, damit die Studierenden nicht erst im Staatsexamen merken, dass sie vielleicht im falschen Fach sind, danach aber mehr Freiraum ermöglichen. Den universitären Teil des 1. StEx würde ich wieder abschaffen oder aber die Universitäten personell so ausstatten, dass jeder den Schwerpunkt wählen kann, der ihn interessiert und nicht, weil es nicht anders geht, bei Kirchenrecht landet. Zudem müssten die Professoren angehalten werden, mehr Engagement in der Lehre zu zeigen, statt sich ihre Meriten in der Forschung zu verdienen – auch wenn das kontraproduktiv für die Repetitorien wäre.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
Sie ihren Mitmenschen auf die Nerven gehen,
sie immer recht haben,
wenn Sie nicht recht haben, es argumentativ aber so darstellen, als ob Sie recht hätten,
sie bei Vermietern ein gern gesehener Mieter sind?
Mir war bislang neu, dass Jura sexy machen könnte. Eigentlich dachte ich immer, man müsste sich seine Sexyness erhalten trotz Jura. Laut einer Studie der Partnerbörse Parship und der Uni Bremen aus dem Jahr 2011 allerdings scheinen Männerherzen vor allem bei Juristinnen höher zu schlagen. Von daher kann ich abschließend nur festhalten, dass ich wohl alles richtig gemacht habe 😉
Frau Tofahrn, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Gespräch führte Jasmina Berger.
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