Meine 18 Punkte: Das juraexamen.info Interview mit Michael Schlitt
In der regelmäßigen Interviewserie “Meine 18 Punkte” stellen wir bekannten Juristen und ehemaligen Jurastudenten 18 Fragen zu ihrem Studium und wie es danach weiterging.
Unser Gesprächspartner ist diesmal Prof Dr. Michael Schlitt. Er ist Partner bei der Großkanzlei Hogan Lovells und Leiter der Praxisgruppe Kapitalmarktrecht in Deutschland. Zugleich ist er Honorarprofessor an der Universität zu Köln. Er ist Autor zahlreicher Publikationen zum Kapitalmarkt-, Aktien- und Übernahmerecht.
1. Name:
Prof. Dr. Michael Schlitt
2. Alter:
45 Jahre
3. Studiert von bis:
1988 bis 1992
4. Studienort:
Mainz
5. Beruf:
Rechtsanwalt: Partner bei Hogan Lovells International, Leiter des Capital Markets Teams in Deutschland; Honorarprofessor an der Universität zu Köln
6. Herr Professor Schlitt, bitte ergänzen Sie folgenden Satz: Jura ist für mich…
…ein sehr interessantes Gebiet, das allerdings nur eine Facette des Anwaltsberufs ausmacht.
7. Was hat Sie dazu bewogen, Jura zu studieren?
Die Flexibilität bei der Berufsauswahl; die Hoffnung, überschaubare Arbeitszeiten zu haben. Bei letzterem habe ich mich allerdings etwas getäuscht 😉
8. Würden Sie ihren Studienort wieder wählen?
Nicht unbedingt. Mainz ist eine „nette“ Uni-Stadt, die Fakultät hat seit jeher einen guten Ruf und man kann effizient dort studieren. Möglicherweise würde ich heute aber zwischen zwei Städten wechseln und/oder ein Auslandssemester einschieben.
9. Was hat Ihnen am Studium am meisten gefallen und was vielleicht nicht?
Sehr gut gefallen haben mir vor allem die Veranstaltungen derjenigen Professoren, die mit viel Engagement und Spaß Vorlesungen und Übungen gehalten haben, insbesondere die Repetitorien meiner späteren Doktormutter Prof. Dr. Barbara Grunewald. Sehr positiv empfand ich auch die Einführung des Freischusses. Weniger spannend fand ich die Veranstaltungen, bei denen man gemerkt hat, dass sie eine Belastung für den Dozenten sind.
10. Welche Vorurteile hatten Sie vor dem Studium über Jura und Juristen?
Ehrlich gesagt, keine – sonst hätte ich es wohl nicht studiert.
11. Was war Ihr größter Fehler während Ihres Studiums bzw. Ihrer Karriere und was können Sie einem Jurastudenten, der gerade mit dem 1. Semester begonnen hat, raten anders zu machen?
Ich habe das Studium während der ersten drei Semester etwas unterschätzt – mein Rat: etwas früher engagierter bei der Sache sein, ohne sich zu sehr zu stressen.
12. Es gibt ja auch ein „Leben neben dem Jurastudium“: Was war Ihre wichtigste Erfahrung außerhalb des eigentlichen Studiums?
Der Aufbau eines kleinen Verlages, der mir die Vor- und Nachteile unternehmerischer Aktivitäten vor Augen geführt hat.
13. Und nun natürlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit dem Rep?
Ich war bei Alpmann-Schmidt – die Zeit dort hat mir sehr viel Spaß gemacht und war in Kombination mit den Examinatorien der Uni eine tolle Sache, die mir sehr geholfen hat. Ich würde jedem Studenten die Wahl eines guten Repetitors empfehlen, der an dem Lernerfolg des Studierenden Interesse hat.
14. Was haben Sie als erstes nach den Staatsexamina getan?
Nach dem ersten Examen habe ich Frau Prof. Grunewald gefragt, ob ich bei Ihr promovieren darf. Zum Glück hat sie mich angenommen. Ihr habe ich heute meine Lehrtätigkeit an der Universität zu Köln im Bereich Aktien- und Kapitalmarktrecht zu verdanken. Gleich nach dem zweiten Examen habe ich Teilzeit als Anwalt in einer großen Kanzlei begonnen und daneben meine Dissertation fertig gestellt.
15. Sie sind jetzt Partner in einer Großkanzlei und Honorarprofessor. War das schon immer ihr Traumberuf?
Ja, das hat sich während des Studiums rasch so herauskristallisiert. Die Wahl habe ich bis heute nicht bereut.
16. Wo würden Sie sich heute sehen, wenn Sie nicht Jura studiert hätten?
Wahrscheinlich hätte ich BWL studiert und wäre vielleicht bei einer Investmentbank gelandet. Dann wäre ich heute mein Mandant – auch keine schlechte Vorstellung.
17. Sie sind für einen Tag Justizminister. Was würden Sie an der Juristenausbildung ändern?
Nicht so viel am Studium, das ist seitdem viel praxisorientierter geworden. Mehr bei der Referendarzeit – die ist immer noch viel zu breit angelegt. Viele wissen, dass sie bereits Anwalt werden wollen und langweilen sich in der Straf- und Verwaltungsstation zu Tode.
18. Bitte ergänzen Sie zum Schluss diesen Satz: Jura macht sexy, weil…
…es unheimlich vielseitig ist und jeder Nichtjurist denkt, man könne alle Rechtsfragen im Alltag beantworten – was natürlich leider bei der erforderlichen Spezialisierung nicht der Fall ist.
Herr Professor Schlitt, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Das Interview führte Stephan Pötters.
Anregungen für weitere Gesprächspartner nehmen wir gerne entgegen.
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