Juraexamen in Deutschland – Wo ist es einfach/ wo ist es schwer: Ein Ländervergleich
Anlässlich der kontrovers geführten Diskussion zum Thema „Abschichten“ anhand eines Beitrags auf unserer Seite sollen einmal die unterschiedlichen Prüfungsvoraussetzungen zur staatlichen Pflichtfachprüfung im Ersten Examen (also zum nicht-universitären Teil des Staatsexamens, ohne den schwer vergleichbaren Schwerpunktbereich) aufgezeigt werden. Eine Wertung wird dabei bewusst nicht vorgenommen. Vielmehr soll sich jeder seine eigene Meinung zu diesem Thema bilden (und diese auch gerne hier kundtun). Zudem kann diese Übersicht auch Anlass dafür bieten die Studienortwahl (zumindest für das Examen) nochmals zu überdenken.
Zur besseren Vergleichbarkeit werden auch die Durchfallquoten und Prädikatsquoten (Stand 2011) dargestellt. Weitere interessante Statistiken findet ihr hier.
I. Baden-Württemberg (20% Prädikat/ 35% durchgefallen)
Zwei Prüfungstermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S);
Schriftl. Prüfung 70%; Mdl. Prüfung 30 %, Gespräche in allen drei Rechtsgebieten
Freischuss (bis 8. Semester); Notenverbesserungsversuch auch ohne Freischuss (wenn Stex bis 10. Sem.; binnen zwei Semestern); sonst nur Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen, Verweise im Gesetz zulässig
II. Bayern (12,8%/ 27,5%)
Zwei Prüfungstermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S);
Schriftl. Prüfung 75%, Mdl. Prüfung 25%; Gespräche in allen drei Rechtsgebieten
Freischuss (bis 8. Semester); Notenverbesserungsversuch auch ohne Freischuss (binnen zwei Semestern); sonst nur Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen, Verweise im Gesetz zulässig
III. Berlin (19,2%/24%)
Zwei Prüfungstermine pro Jahr; 7 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 2 S)
Schriftl. Prüfung 63%, Mdl. Prüfung 37% (13% 3 x 8%); Vortrag (10 Minuten ggf. Kurzgespräch; freie Wahl Rechtsgebiet) Gespräche in allen drei Rechtsgebieten
Freischuss (bis 8. Semester); sonst nur Wiederholung, wenn durchgefallen
Keine Unterstreichungen, Verweise im Gesetz zulässig
IV. Brandenburg (17%/28%)
siehe Berlin (Gemeinsames Prüfungsamt seit 2005)
V. Bremen (10,3%/32%)
Zwei Prüfungstermine pro Jahr, 6 Klausuren (3 Z [davon 1 Nebengebiet], 2 Ö, 1 S)
Schriftl. Prüfung 70%, Mdl. Prüfung 30 %; Gespräche in allen drei Rechtsgebieten
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserungsversuch auch ohne Freischuss; sonst nur Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen, Verweise im Gesetz zulässig
VI. Hamburg (24,5%/16,7%)
Sechs Klausurtermine pro Jahr; 6 Klasuren (3 Z, 2 Ö, 1 S)
75% Schriftl. Prüfung, 25% Mdl. Prüfung (Vortrag Gespräche in allen Rechtsgebieten)
Freischuss bis 9. Semester (Neuregelung von 2012); Notenverbesserung ohne Freischuss nicht möglich, Wiederholung nur, wenn durchgefallen
Unterstreichungen, Verweise im Gesetz zulässig
VII. Hessen (16,5%/27,5%)
Drei Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (2 Z, 1 Nebengebiet, 2 Ö, 1 S)
2/3 Schriftl. Prüfung, 1/3 Mdl. Prüfung (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung auch ohne Freischuss, wenn Examensmeldung bis. 10. Semester (Kosten 400 Euro); sonst nur Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen, Markierungen unzulässig
VIII. Mecklenburg-Vorpommern (8%/40,5%)
2 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S)
70 % Schriftl. Prüfung, 30 % Mdl. Prüfung (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung sonst nicht möglich; Wiederholung nur, wenn durchgefallen
Unterstreichungen, Markierungen unzulässig
IX. Niedersachsen (17,6%/23,3%)
4 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S)
64 % Schriftl. Prüfung; 36 % Mdl. Prüfung (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; einmalige Notenverbesserung auch ohne Freischuss möglich; sonst Wiederholung nur, wenn durchgefallen
Abschichten bis zum 8. Semester möglich (Aufsplitten in zwei Abschnitte, bis max. 8. Semester)
Verweisungen (5 pro Seite) und Markierungen zulässig
X. Nordrhein-Westfalen (14,8%/32%)
10 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S)
60 % Schriftl. Prüfung; 40 % Mdl. Prüfung (Vortrag und Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung nicht möglich; Wiederholung nur, wenn durchgefallen
Besonderheit: Abschichten: Meldung vor Abschluss 7. Semester; Aufsplitten der Rechtsgebieten bis zum Abschluss 8. Semester
Verweisungen, Markierungen, Unterstreichungen unzulässig
XI. Rheinland-Pfalz (15%/28,5%)
2 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S)
2/3 Schriftl. Prüfung; 1/3 Mdl. Prüfung (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung möglich; Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen zulässig; Verweisungen unzulässig
XII. Saarland (18,1%/29,1%)
4 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (3 Z, 2 Ö, 1 S)
ca. 70 % schriftl. Prüfung (900/1275); ca. 30 % Mdl. Prüfung (375/1275) (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung möglich; Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen zulässig; Verweisungen unzulässig
XIII. Sachsen (12,2//39,2%)
2 Klausurtermine pro Jahr; 5 Klausuren (2 Z, 2 Ö, 1 S)
2/3 schriftl. Prüfung, 1/3 Mdl. Prüfung (Vortrag Schlüsselqualifikationen und Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung möglich; Wiederholung, wenn durchgefallen
Unterstreichungen und Verweisungen unzulässig
XIV. Sachsen-Anhalt (19,5%/16,7%)
2 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (2 Z, 2 Ö, 2 S)
60% schriftl. Prüfung, 40% Mdl. Prüfung (Vortrag und Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 8. Semester; Notenverbesserung möglich (Kosten 300 Euro); Wiederholung, wenn durchgefallen
Verweisungen und Unterstreichungen zulässig
XV. Schleswig-Holstein (10,2%/32,5%)
2 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (2 Z, 1 Nebengebiete, 2 Ö, 1 S)
2/3 schriftl. Prüfung, 1/3 Mdl. Prüfung (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten)
Freischuss bis 7. Semester bzw. bis 8. Semester (wenn Schwerpunkt beendet); Notenverbesserung nur bei Freischuss; Wiederholung, wenn durchgefallen
XVI. Thüringen (12,4%/28,5%)
2 Klausurtermine pro Jahr; 6 Klausuren (2 Z, 2 Ö, 1 S, 1 S oder Z nach Wahl des JPA)
65% schriftl. Prüfung, 35% Mdl. Prüfung (Gespräche in allen drei Rechtsgebieten und Grundlagenfach oder Prozessrecht)
Feischuss bis 8. Semester;
Unterstreichungen und Verweisungen nicht zulässig; Notenverbesserung nur bei Freischuss; Wiederholung sonst nur, wenn durchgefallen
Man sieht also, dass punktuell doch starke Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern bestehen. Es bleibt damit jedem selbst überlassen, diese als so gravierend einzuschätzen, dass sich ein Wechsel der Universität (bzw. des Bundeslandes) lohnt.
Alle Angaben ohne Gewähr
Meines Wissens kann man in NRW sehr wohl einen Verbesserungsversuch schreiben oder?
Leider nein, leider gar nicht bzw. nur iRd Freischusses!
Man kann sehr wohl in NRW einen Notenverbesserungsversuch machen, sofern ein Freischussversuch vorausgegangen ist
Danke für den interessanten vergleich.
Was für ein alberner, reißerischer Titel…
Die unterschieldichen Anforderungen an den Schwerpunkt und seine Einbeziehung in die Gesamtnote, wäre auch noch spannend zusammen zu sehen. Ansonsten spannender Vergleich! Zeigt schön, wie die Bemühungen zur Vereinheitlichung des Examens von den Ländern unterwandert werden. Besonders NRW sticht hier raus.
Der Schwerpunkt unterscheidet sich ja von Uni zu Uni. Da wäre ein Vergleich noch ausführlicher. Bei der Gesamtnote macht der SPB aber meines Erachtens überall 30% aus. Starke Unterschiede gibt es natürlich bei der Zusammensetzung dieser 30%.
und letztlich gilt ja überall: Die Staatsnote wird einzeln aufgeführt. Der Schwerpunkt zählt nicht.
Hallo,
seit wann darf man in Berlin Verweise ins Gesetz schreiben?
Viele Grüße
Ich habe eine Frage an die Kollegen, die ihr 1. Examen in NRW gemacht haben. Ist es richtig, dass Euer 1.Examen sehr „rechtsprechungslastig“ ist? Ein Repetitor (deutschlandweit aktiv) sagte uns (Bayern) mal, dass das NRW-Examen viel „case law“ beinhaltet. Dort ist es sehr wahrscheinlich, dass eine wichtige Entscheidung zeitnah in eine Examensklausur mündet. Dementsprechend legen Kandidaten aus NRW sehr viel Wert auf Kenntnis der Rechtsprechung. Wenn ich die letzten Termine in Bayern mir ansehen, interessiert man sich dafür herzlich wenig. Vielleicht liegt es daran, dass Ihr „Abschichten“ könnt und dementsprechend sehr viele Termin im Jahr bei Euch gibt. Böse Zungen (auch der Repetitor) behaupten ja, dass es in Bayern nur auf „denken, denken, denken“ ankommt und in NRW auf das Auswendiglernen von Entscheidungen. Ich halte das für zu plakativ. Was meint Ihr dazu?
Ich hab in NRW mein 1. Examen geschrieben und kann das nicht wirklich bestätigen.
Von sechs Klausuren basierte eine im ÖffR auf einem kürzlich entschiedenen Sachverhalt. Die andere im ÖffR war in Nuancen an ne ältere Entscheidung angelehnt.
DIe Zivilrechtsklausuren waren allesamt „frei“ und Strafrecht auch.
Das glaube ich Ihnen gerne. Der Gaukler (Repetitor) erzählt im jeden Dorf was anderes.:-)
Ich habe in Bayern das 1. Examen abgelegt und hätte mir gewünscht das Examen abschichten zu dürfen. Ich glaube, dass wird die Zukunft sein. In BW gibt es bereits auch die Möglichkeit des Abschichtens (Uni Mannheim).
Die meisten Bundesländer gestatten kein Abschichten, weil es einfach zuviel Verwaltungsaufwand bedeutet. Mehr Arbeit für das LJPA und die Prüfer. Das Argument des Stresstestes ist nur vorgeschoben.
Dafür, dass beim Bayernexamen immer suggeriert, dass es besonders schwer sei, hat es ja einen wirklich guten Prüfungsmodus… Notenverbesserungsversuch, gleichgültig, wann das Examen geschrieben wird!? Und dazu noch Notizen im Gesetz erlaubt?
Da hat man in Hessen ja weitaus mehr Druck 🙁
Da muss ich Ihnen zustimmen. Tatsache ist, dass bei erstmaliger erfolgreicher Ablegung des EJS in Bayern, jeder Absolvent die Möglichkeit der Notenverbesserung hat. Auch die bundesweit einmalige Regelung, dass die Verbesserung kostenlos ist, sollte nicht unbeachtet bleiben. In allen anderen Bundesländern kostet der Verbesserungsversuch teilweise bis zu 600 €. Eine Frechheit! Dementsprechend stark wird der Verbesserungsversuch in Bayern genutzt. Schattenseite in Bayern ist die einmalige Regelung, dass man nach spätestens 12. Fachsemestern antreten muss (Zwangsanmeldung). Diese Regelung ist klar gegen schwächere Studierende gerichtet!
Die Kommentierungsmöglichkeit im Gesetz sollte in allen Bundesländern erlaubt sein. Dann muss man es auch aber hinnehmen, dass die Komplexität des Sachverhalts angehoben wird.
Im Saarland gibt es seit 2015 nur noch 2 Prüfungstermine, nicht mehr 4.
es wird heute immer mehr von uns (Studenten) gefordert, da brauchen sich die Unis aber nicht zu wundern, wenn immer mehr zu solchen Dienstleistungen greifen wie http://business-and-science.de/ghostwriter-fuer-rechtswissenschaft Da sollte mal bei euch zum Umdenken führen!
Ich lache mich kaputt! Guckt man sich mal die Ergebnisse der Staatsexamen vor ein paar Jahren an, geht daraus hervor, dass es immer leichter, als schwerer wird.
Das ist Kokolores.
https://www.bundesjustizamt.de/DE/SharedDocs/Publikationen/Justizstatistik/Juristenausbildung_2013.pdf?__blob=publicationFile
https://rsw.beck.de/rsw/upload/JuS/BMJ-Ausbildungsstatistik-2006.pdf
Knallharter Kokolores in ihren Worten!
Sie müssen aber die Durchgefallenen dazu rechnen. Da steht doch, die 24% beziehen sich auf den Anteil der Bestandenen.
Mich würde interessieren, wo Sie ihre Daten herbekommen haben. In NRW haben im Jahr 2013 24,5% ein VB in NRW gemacht. Deutschlandweit lag der Anteil ebenfalls bei ca. 25%. Darüber hinaus besteht ein Verbesserungsversuch in NRW sehr wohl!
Nein, in NRW haben im Jahre 2013 2899 Personen ein Vollbefriedigend geschrieben, was 12,73% ausmacht. Wo haben Sie ihre Informationen her, scheint die Frage zu sein.
Vom Bundesjustizamt. Berücksichtigt werden die Kandidaten, die das SE bestanden haben, so wie in anderen Studiengängen.
https://www.bundesjustizamt.de/DE/SharedDocs/Publikationen/Justizstatistik/Juristenausbildung_2013.pdf?__blob=publicationFile
Für die Tabelle von 2006 haben Sie Recht, 11,xx %. Für 2013 müssen Sie aber die Durchgefallenen dazu rechnen, wie es für 2006 ebenfalls gemacht wurde. Dann kommen Sie auf 12,xx %.
Oh mein Gott, welche Statistiken! Und ich muss mich nur auf die Abschlussarbeit des Bachelor vorbereiten. Aber ich habe beschlossen, dass wir es der auf dieser Website https://hausarbeit-agentur.com/bachelorarbeit zur Korrektur geben, um die höchste Bewertung zu erhalten.