Rezension: Kaiser/Holleck/Hadeler, Materielles Strafrecht im Assessorexamen
Kaiser/Holleck/Hadeler, Materielles Strafrecht im Assessorexamen, 1. Auflage, 2012, 24,90 €, 311 Seiten, ISBN: ISBN: 3800641577
Das hier rezensiert Werk stellt zum Zeitpunkt des Erstellen dieser Rezension das meistverkaufte Werk beim Onlinehandel Amazon.de in der Kategorie „Juristenausbildung“ dar. Angesichts der Tatsache, dass bereits eine unüberschaubare Vielzahl an Lehrbüchern und Skripten zum materiellen Strafrecht auf dem Markt sind, gilt es zu klären, ob die hohe Nachfrage nach diesem Werk tatsächlich gerechtfertigt ist.
I. Intention des Werkes
Der Klappentext des Werkes „Materielles Strafrecht“ aus der Reihe der Kaiser-Skripten leitet damit ein, dass viele Referendare über Zeitprobleme bei der Vorbereitung auf das Assessorexamen klagen, wobei dies insbesondere beim Anfertigen der Strafrechtsklausuren der Fall sei. Nach Ansicht der Autoren bleibe bei der Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen häufig das für das Gelingen der Klausur so wichtige materielle Recht auf der Strecke. Das Buch fasst daher die materiellen Fragestellungen aus dem allgemeinen und besonderen Teil des Strafrechts auf ein examensspezifisches Maß in nur einem Band zusammen.
II. Erscheinungsbild/Aufbau
Das Erscheinungsbild des Werkes ist bewusst minimalistisch gehalten, so wie man es auch von den übrigen Kaiser-Skripten kennt. Im DIN-A4-Format werden die einzelnen Abschnitte – meist mit relativ wenig Untergliederungen – stakkatomäßig abgehandelt. Beispielsfälle werden leicht eingerückt dargestellt und besondere Hinweise oder Anmerkungen in grauen Kästen verdeutlicht. Fußnoten gibt es nur wenige, wobei meist nur der Nachweis für besonders wichtige Leitentscheidungen oder Fundstellen im StGB-Kommentar von Fischer angegeben wird.
Der Aufbau ist logisch gewählt, da zunächst auf ca. 70 Seiten der Allgemeine Teil des Strafrechts und sodann die jeweiligen Deliktsgruppen des besonderen Teils besprochen werden. Erscheinungsbild und Aufbau weisen insofern keine Besonderheiten auf. Die Beliebtheit des Werkes muss also aus anderen Gründen herrühren.
III. Inhalt
Zum Inhalt gilt es zunächst zu sagen, dass die Darstellung in diesem Skript äußerst verkürzt ausfällt und wirklich nur das allerwesentlichste Basiswissen zum materiellen Strafrecht enthält.
Gleichwohl muss der Rezensent den Autoren zugestehen, dass die Auswahl der besprochenen Problemkreise durchweg gelungen ist. Was positiv auffällt, ist der Fakt, dass bewusst versucht wird, Wiederholungen zu vermeiden. Dies hat zur Folge, dass bei verschiedensten Tatbeständen nur auf Parallelen zu anderen Delikten hingewiesen wird. Auf Schemata oder Aufbauhilfen wird in aller Regel verzichtet. Die Erläuterungen zum allgemeinen Teil fallen zudem äußerst kurz aus, so dass einiges an Basiswissen vorausgesetzt wird.
In Relation zu sonstigen Skripten oder Lehrbüchern fällt das Werk somit denkbar knapp aus. Nach Ansicht des Rezensenten gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass der Leser bereits über ein äußerst umfassendes Grundverständnis des Strafrechts auf Basis seiner Ausbildung zum ersten Staatsexamen verfügen sollte. Das Werk in daher zuvorderst der Wiederholung und weniger der Vertiefung. Unterstrichen wird diese Zielsetzungen weiterhin durch eine besondere sprachliche Leichtigkeit. Nach eigener Erfahrung lässt sich damit sagen, dass ein Durcharbeiten gut in 2-3 Tagen möglich ist, so dass in sehr kurzer Zeit eine Reaktivierung der Strafrechtsfähigkeiten erfolgen sollte.
Ein nettes Extra, dass sich allerdings an nur sehr wenigen Stellen des Werkes auswirkt, ist im Übrigen ein besonderer Bezug zum Assessorexamen. So wird beispielsweise bei den Straßenverkehrsdelikten – wenn auch nur kurz – auf die strafprozessualen Besonderheiten eingegangen, die der Richter oder Staatsanwalt in der Praxis zu beachten hätte. Derartige Kurzausflüge werden öfters auch bei Problemkreisen eingebaut, bei denen die Beweiswürdigung und/oder die Nichterweislichkeit von Tatsachen im Rahmen einer Klausur eine besondere Rolle spielen kann.
IV. Kaufempfehlung?
Das Werk von Kaiser/Holleck/Hadeler wird nach Ansicht des Rezensenten durchweg seinen Anforderungen gerecht. Ob man es deshalb auch kaufen muss, ist eine andere Frage. Die meisten Referendare werden bereits über selbst erstellte Unterlagen zum materiellen Strafrecht oder entsprechende Skripte oder Lehrbücher verfügen. Der Mehrwert des hier rezensierten Werkes ist insofern äußerst gering.
Auch wenn die alten Unterlagen schon etwas älter sein sollten, so ist davon auszugehen, dass die Berücksichtigung aktueller Leitentscheidungen des im Jahr 2012 erschienenen Werkes nur ganz vereinzelt zu Tage tritt. Das Werk verarbeitet zwar durchaus höchstrichterliche Urteile aus dem Jahr 2011, jedoch hält sich die Anzahl der wirklich examensrelevanten Urteile in Grenzen, so dass man auch mithilfe einer kurzen Recherche auf den aktuellen Stand der Rechtsprechung kommen kann, ohne sich direkt ein neues Skript zu kaufen.
Die zuvor genannten Verknüpfungen zu den Besonderheiten im Assessorexamen werden an den Stellen, wo es Sinn macht, eingebaut. Gleichwohl gilt es auch hier zu sagen, dass es sich hierbei nur um vereinzelte kurze Abschnitte handelt. Im Großen und Ganzen bietet das Werk lediglich einen Überblick über das materielle Strafrecht. Prozessuale Besonderheiten stellen nicht den Schwerpunkt dar.
Angesichts der Tatsache, dass das Werk für die meisten Referendare wenig Neues bringt, gebe ich – obwohl mir das Werk sehr gut gefallen hat – somit nur eine bedingte Kaufempfehlung für diejenigen ab, die für die Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen gerne zusätzliche Literatur heranziehen möchten. Diejenigen, die gut mit den vorhandenen Unterlagen klarkommen, müssen sich – obschon der hohen Nachfrage und Beliebtheit des Werkes – nicht zum Kauf genötigt sehen.
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